Das Phänomen Levit

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mrschaosqueen Avatar

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Igor Levit ist wohl einer der begnadetsten, vor allem aber auch populärsten Musiker der gegenwärtigen Klassik-Musikszene. Warum ist das so?
Diese Frage versucht der Journalist Florian Zinnecker auf Basis seiner Gespräche mit Levit selbst, aber auch seinen treuen Wegbegleitern zu beantworten.
Wer vor allem Interesse am Ausnahmekünstler und Pianisten Igor Levit hat, der wird wohl vor allem mit der zweiten Hälfte des Buches glücklich: Eindrucksvoll und unterhaltsam wird dort der Werdegang und vor allem die Lehrer und Menschen aus dem Musikbetrieb geschildert, die Igor Levit zu dem Erfolg und fast schon Hype verholfen haben, den er derzeit erfährt.
Die erste Hälfte des Buches fokussiert sich da eher auf den polarisierenden Charakter Levits, der von sich selbst sagt "Ich bin ein sehr politischer Mensch". Die Bewunderung, die ihm dafür vielerorts entgegenschlägt, wird (leider erst) am Ende des Buches kritisch aufgegriffen: So sind seine Positionen keinesfalls revolutionär oder besonders originell und einzigartig - der politisch informierte Leser beginnt sich (zu Recht) also zu fragen: Warum wird der Fokus in der Öffentlichkeit immer wieder auf diesen Teil (namentlich den Twitteraccount) seines Schaffens gelenkt, wo Levit doch in anderen Bereichen sehr viel versierter scheint.
Die Erklärung scheint so simpel wie einleuchtend: Allein die Tatsache DAS er sich äußert, unabhängig davon, wie originell der Inhalt seiner Äußerungen sein mag, reicht bereits aus, um zu provozieren. Gerade im vornehm zurückhaltenden Klassikbetrieb wird er so zum Querulanten, zum unangenehmen Querschläger, der für Plattenfirmen und Manager "unvermarktbar" ist.

Insgesamt ein sehr gelungenes und kurzweiliges Porträt, das uns viel über den Pianisten Igor Levit zu zeigen vermag - aber eben auch noch so viel mehr!