Die Stimme hinter den Tasten

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"Igor Levit schlägt mit seinem Klavierspiel Publikum und Musikwelt in den Bann. Doch sein Wirken geht weit über Musik hinaus: Er erhebt seine Stimme für Demokratie und gegen Unrecht, Rassismus, Antisemitismus und jede andere Art von Menschenhass. Was treibt ihn an? Woher rühren seine Energie, seine Vehemenz und seine Ungeduld - und wo möchte er hin?
Florian Zinnecker begleitet ihn durch eine Konzertsaison. Gemeinsam erleben sie eine Zeit der Extreme. (Klappentext)

Selbstkritisch offenbart Levit seinen zurückgelegten Weg, auf dem er sich von Systemen nicht verbiegen ließ - weder vom Schulsystem noch vom System der klassischen Musik bzw. der klassischen 'Konzertindustrie'. Trotz kompromissloser Berg - und Talfahrten in seinem Leben sowie in seinem künstlerischen Schaffen, kommt er zu folgendem Fazit:

"Und als sich endlich die ersten Erfolge einstellen, sieht er sich bestätigt: Offenbar war es richtig, nicht um des Erfolges Willen Zugeständnisse zu machen."

Beeindruckend schafft er es, der starren klassischen Musikwelt durch seine unkonventionelle Art Parole zu bieten und sie sogar in Teilen zu revolutionieren.

Ganz zart, in einigen Passagen versteckt, wird die große Liebe zu seiner Mutter pointiert beschrieben. Berührt nimmt der Leser dadurch einen weiteren Wesenszug von Levit wahr.

Er verkörpert den Augenblick im Spiel:

"Ich versuche nicht gegen mich selbst anzuspielen, um eine Interpretation zu erreichen, die immer wieder gültig ist. Ich spiele , was ich spiele, und vertraue dem. Ich lasse einfach meinen Zustand zu."

Ich würde noch weiter gehen: Er verkörpert auch den Augenblick der Rede, frei nach dem Motto 'Ich rede, was ich rede, und vertraue dem'.
Mutig den Mund gegen Missstände aufmachen sowie sich gegenseitig neugierig zuhören, um Veränderung zu ermöglichen, gehören zu seinen Maximen.

Ich glaube wie er daran, dass:
"Was sich nicht verändert, stirbt."