ich spiele meine Musik mit meiner Biografie.....

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Florian Zinnecker, der Autor des Buches" Hauskonzert" ist ein fulminantes Werk gelungen.
Mit Spannung habe ich das Buch erwartet und gelesen. Es hat mich gefesselt und je mehr ich über Igor Levit, dem Pianisten erfahre, desto größer wurde meine Scheu, darüber zu rezensieren. Mit dem Lesen des Buches, rückt in bescheidener Manie der Autor immer mehr in den Hintergrund und gibt dem "Meister" Igor Levit, Raum sich zu öffnen. Zinneckers Fragen zielen darauf hinaus, in großer Bandbreite, das Leben des Künstlers in allen Facetten zu beleuchten.
Während der Autor den Künstler während der letzten 2 Jahre begleitet, erfährt der Leser dennoch, wie der Werdegang des jungen Künstlers begann und seinen Lauf nahm.
1987 ist Igor Levit in Gorki geboren und mit seinen Eltern als er 8 Jahre alt war nach Deutschland gekommen. Er lebt in Hannover und besucht die Hochschule für Musik in Hannover und Salzburg. Sein Weg als Pianist ist mühsam und immer wieder überschattet durch harsche Kritik seiner Lehrmeister. Eine Karriereplanung gab es nicht. Kein "großer Dirigent" fördert ihn. Er sei zu schwer vermittelbar, heißt es. Und doch hat ihn diese Ablehnung mit Trotz erfüllt und ihn angestachelt.
Inzwischen hat sich der nunmehr in den 30zigern sich befindende Levit zu einem engagierten Jahrhundertpianist entwickelt, der offen und ungekünstelt politische Haltung einnimmt und gegen Antisemitismus, jede Art von Menschenhass.
Auf seinem politischen Weg ist Georg Dietz für Levit bahnbrechend.
Seine Konzerte sind inzwischen weltweit zu hören.
2020 soll er Beethoven eine "Bühne" geben. Was letztendlich durch Corona nicht durchführbar ist. Allerdings veranstaltet er über Twitter Hauskonzerte, die von einem großem Publikum verfolgt werden.
In diesen Momenten nimmt er den Menschen die Angst vor der klassischen Musik. Er selber gewinnt mehr Vertrauen zu sich und fühlt sich endlich frei. Losgelöst von aller Etikette, kann er aus seinem Wohnzimmer die Menschen begeistern.
Er ist eben wie er ist, eitel, oft wütend, ein wenig naiv, aber immer echt.
Seine Musik braucht Publikum. wobei es ihm egal ist, ob einer zuhört oder ein gr0ßes Publikum.
Er sagt von sich: "ich sehe alles, kriege alles mit, bin gleichzeitig bei mir und bei den anderen. Spüre das Klima, die Laune im Saal..
2020 wird ihm auf Schloss Bellevue das Bundesverdienstkreuz für sein Engagement gegen Antisemitismus, Menschenhass, aber auch für seine Hauskonzerte verliehen.
Der Autor, Florian Zinnecker, hat im Timbre seines Buches die wesentlichen charakterlichen Eigenschaften Igor Levits aufgenommen.
Die Suche nach der Frage" wer bin ich, was soll ich tun, wohin geht es"? Seine Unrast, die Suche nach immer größeren Herausforderungen.
Er bezeichnet sich als Prozessmensch, ich suche Gefahr und das Unbekannte, andererseits gibt ihm Beethoven die Geborgenheit.
Ich habe sehr viel Zeit mit dem Buch verbracht, Konzerte angehört und Interviews darüber hinaus. Sein Spiel auf dem Klavier verglich ich mit Perlen oder Tautropfen, die mit Sanftheit die Klaviatur streicheln.
Ich bin dankbar, beiden, Pianist und Autor begegnet zu sein.