Keine typische Biografie

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Ich höre viel klassische Musik, entweder bewusst oder auch gerne mal nebenbei, zum Beispiel wenn ich ein Buch lese. An Silvester ist immer das Zeitfenster für Beethovens 9. Sinfonie aus dem Leipziger Gewandhaus geblockt. Und trotzdem ging Igor Levit an mir vorbei, bis er mir in eine Playlist eines Musik-Streamingdienstes gespült wurde.

Für mich war dies keine gewöhnliche, typische Biografie eines Musikers. Schon alleine deshalb, weil sie nicht chronologisch erzählt wird. Leser*innen erfahren die Geschichten aus Levits Kindheit und Jugend weniger durch Levit selbst, als durch Menschen, die ihm nahe stehen, wie seine Mutter. Sie erzählt von einem Kind, das immer schon zum Klavier gestrebt hat, letztlich dann aber auch nur ein normaler Teenager mit normalen Problemen war. Das hat das Buch unter anderem für mich auch sehr nahbar gemacht. Hier wird von keinem Wunderkünstler berichtet, sondern von einem normalen Menschen, der ebenso Schwierigkeiten ausgesetzt ist.

Auch die Verzahnung zwischen Levits Musikkarriere und seinem politischen Aktionismus fand ich sehr gut gelungen. Zinnecker gelingt es, nicht nur den Igor Levit der Öffentlichkeit, sondern auch den Menschen dahinter zu zeigen, ohne dass ein Charakter dem anderen die Glaubwürdigkeit abspricht.

Für mich eindeutig ein Buch, aus dem ich sowohl Hörempfehlungen als auch Gedankenanstöße mitnehme.