Märchenrausch

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sago Avatar

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Selten hat mich ein Buch so sehr in den Bann gezogen. Ich musste es an einem Wochenende fertig lesen.
Schon die Optik ist wunderschön. Der blaue Märchenwald auf dem Umschlag glitzert wie mit Mondlicht bestäubt. Nimmt man den Umschlag ab, setzt sich das Blättermotiv auf dem Buch selbst fort.

Alice und ihre Mutter Ella sind immer auf der Durchreise. Das Unglück scheint ihnen dabei stets zu folgen. Alices Großmutter ist die berühmte Märchenautorin Althea Proserpine, die in einem Herrenhaus namens Hazel Wood residiert. Doch weder Althea noch Hazel Wood durfte Alice je kennenlernen. Als Ella plötzlich unter sehr merkwürdigen Umständen entführt wird, führt die Spur eindeutig nach Hazel Wood. Gemeinsam mit ihrem Mitschüler Finch macht sich Alice auf die Suche nach ihrer Mutter. Dabei wird immer klarer, dass Ella nicht von Menschen entführt wurde. Vielmehr scheint sie in die Hände von Figuren direkt aus der von Althea veröffentlichten Märchensammlung "Märchen aus dem Hinterland" gefallen zu sein, dessen Exemplare nicht mehr auffindbar sind. Doch Finch ist einer der wenigen Kenner und großer Fan des Buches. Leider handelt es sich dabei durchweg nicht um klassische Happyend-Märchen, sondern vielmehr um äußerst grausame...

Die Handlung, die sich entfaltet, ist so wunderbar komplex, atmosphärisch dicht, unvorhersehbar und düster, wie ich es lange nicht erlebt habe. Alices Suche nach der eigenen Herkunft hat mich derartig mitgerissen, dass ich mir noch viele Bücher aus Hazel Wood wünsche. Einzig Finch als männliche Hauptfigur konnte mich nicht ganz so begeistern. Er war mir persönlich einfach zu hipstermäßig. Das ist aber eindeutig Geschmackssache.

Auch wenn die Autorin alles zu einem befriedigenden, runden Ende bringt, will ich unbedingt nach Hazel Wood und ins Hinterland zurückkehren.