Kraft mal Zeit = Masse mal Geschwindigkeitsänderung

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owenmeany Avatar

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Geschickt und originell steigt der abgebrühte Thrillerautor Nesbo mit einer kurzen physikalischen Abhandlung in sein neuestes Werk ein, um dann abrupt von wissenschaftlicher Distanz in die subjektive Perspektive eines moribunden Unfallopfers zu wechseln.

Klappe. Action ...

Jedes Detail im Ambiente eines erfolgreichen Headhunters strotzt von fundierter Kenntnis des Milieus. Nesbo schwafelt nicht nebulös herum, sondern bringt die Story selbstbewusst auf den Punkt. Dabei verblüfft er mit unerwarteten Erkenntnissen, z.B. dass ein 38jähriger Bewerber mit grau gefärbten Schläfen älter erscheinen möchte, und intensiviert so den Lesefluss, denn man möchte ja die Gründe dafür erfahren. Der Ich-Erzähler erweckt nicht gerade Sympathie durch seine Arroganz, die zwischen den Zeilen unverhohlen und authentisch durchklingt. Und plötzlich ist völlig unvermittelt die Rede von Mord.

Schnitt. Neuer Schauplatz: Brown auf dem Weg zu einem Meeting bei "Sushi & Coffee". Der gnadenlose Zyniker verehrt im inneren Monolog augenscheinlich doch eine Person: seine außergewöhnliche Ehefrau Diana, und plötzlich schlägt die Arroganz um in einen ausgeprägten Minderwertigkeitkomplex.

Da Nesbo aber auf S. 31 krimimäßig immer noch nicht zu Potte gekommen ist, bin ich doch einmal gespannt, ob das Buch hält, was der Autorenname verspricht und wie er diese ganzen Brüche noch auflösen wird.