Freundschaft am Ende der Welt

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chaosbaerchen Avatar

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**ZUM BUCH**

Der Psychiater Hector erfährt, das sein alter Freund Édouard von Interpol gesucht wird, weil er 300 Millionen Euro geklaut hat. Da Édouard zu diesem Zeitpunkt in Asien untergetaucht ist und Hector nur sporadisch Kontakt zu ihm hat, wirft dies bei Hector viele Fragen rund um das Thema Freundschaft auf. Er lässt Frau und Kind in Paris zurück und macht sich auf die Reise nach Asien, um seinen Freund zu suchen und alles zu klären. Zufälligerweise ist zur gleichen Zeit auch eine Patientin (die "Lady") von ihm dort zu Dreharbeiten. Am Ende wird die Reise zum Abenteuer und es kommen immer mehr ungeahnte Dinge ans Tageslicht, Hector begegnet vielen alten Bekannten und Freunden und stellt auf die für ihn so typische Art seine Thesen bzw. in diesem Fall 22 Beobachtungen auf, die das Buch inhaltlich stützen.

Die Kapitel sind recht kurz und überschaubar und durch besagte Thesen bekommt man eine Art Leitfaden an die Hand. Die Geschichte ist aus Sicht von Hector geschrieben und hat einen leicht philosophisch-geschichtlichen Touch, nicht zuletzt weil Aristoteles und Thomas von Acquin zum Thema Freundschaft herangezogen werden.

 

**MEINE MEINUNG**

Es war mein zweites Hektorbuch und ich musste mich an den doch sehr eigenen Stil erst wieder gewöhnen, was allerdings recht schnell ging. Der Anfang hat mich mitgerissen, aber dann kamen ein paar Längen. Auch kam ich mit der Geographie dank meiner sehr beschränkten Geschichts- und Orts-Kenntnisse über Asien nicht wirklich gut klar. Ich wusste eigentlich nie, wo er sich nun gerade befand, weil mir die Hinweise zu Kriegen und ähnlichem nicht viel sagten. Das tat der Geschichte als solche zwar keinen Abbruch, war aber irgendwie nervig. Der Autor hätte wenigstens die Regionen benennen können.

Ich hatte mir etwas mehr von dem Thema versprochen. Ich bin nicht wirklich enttäuscht, den es wurden sehr viele wichtige Aspekte angesprochen, aber das zentrale Thema in dem Buch war vor allem das Leben und der Alltag in den armen Ländern und ich habe irgendwie ständig einen erhobenen Finger gespürt, der mir sagt: "Schau mal, wie gut es Dir geht und was Du alles hast!" So was mag ich nicht wirklich, und dass am Ende des Buches auch noch ein Link mit einem versteckten Spendenaufruf war, hat diesen Eindruck auch nicht unbedingt zunichte gemacht.

Das Buch geht nicht sehr in die Tiefe und wiederholt mehrfach die drei Arten von Freundschaft, die Aristoteles unterschieden hat. Bei Thomas von Acquin wird alles auf Gott bezogen, was ich auch nicht immer nachvollziehbar fand.

Dass sein Freund Édouard sich nun Idwa nennt, bis auf die Knochen abgemagert ist und jeglicher Zivilisation den Rücken gekehrt hat, gab der Geschichte zusätzlich einen grauen Schleier, der das eigentliche Thema in den Hintergrund geschoben hat. Will sagen: man hätte das Thema emotional positiver herausarbeiten können.

Wie gesagt, ich bin nicht wirklich enttäuscht, aber meine Leseempfehlung ist doch sehr eingeschränkt!