so stimmt das dosha

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evaczyk Avatar

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Beim Kochen und Essen gehe ich zwar oft und gerne Experimente ein aber ganz ehrlich, bei den Begriffen ayurvedisch und heilsam bin ich dann doch erst mal zurückgezuckt. Da dachte ich erst mal an Berichte von Kolleginnen über Detox-Kuren, bei denen der Tag mit Zungenschaben und Darmspülung begann. Klang irgendwie nicht so wie Urlaub, den ich meine.

Andererseits: ich liebe asiatische Küche und bin überzeugt, dass der ganzheitliche Ansatz traditioneller chinesischer Medizin, von Yoga und ähnlichen Traditionen auf lange und erfolgreiche Erfahrung zurückblicken können. Und Gesundheit spielt für mich bei der Ernährung eine ganz wesentliche Rolle.

In "Heilsam kochen mit Ayurveda" haben sich mit dem Mediziner Dietrich Grönemeyer und dem Ernährungsberater Volker Mehl zwei Autoren zusammengetan, die auf Ganzheitlichkeit setzen. Zunächst einmal gibt es ordentlich Theorie: Die Doshas im Lauf der Jaheszeiten, die Bioprinzipien des Ayurveda, wo der Tag in sechs Zeitabschnitte eingeteilt wird, das Gleichgewicht von Vata, Pitta und Kapha im menschlichen Körper. Klingt erst mal kompliziert, ist aber durchaus nachvollziehbar. Dass je nach Tages- und Jahreszeit Allgemeinbefinden und Stoffwechsel ganz unterschiedlich sein können, hat schließlich jeder von uns schon gemerkt.

Die Auflistung verschiedener Lebensmittel nach ihren jeweiligen Vitalstoffen und ihrer Bedeutung für den Körper ist sicherlich allen vertraut, die sich schon mal mit "Superfoods" auseinandergesetzt haben oder der Frage, welche Lebensmittel etwa bei einer Ernährungsumstellung besonders gut für den Organismus sind. Überraschung: Auch unter ayurvedischen Gesichtspunkten kommt man bei Fenchel oder Heidelbeere, Hirse oder Spinat zu ähnlichen Ergebnissen.

Kohlenhydrate sind in diesem Buch kein no-go wie in manch anderem Ernährungsratgeber, Hirse, Dinkel, oder Gerste sind im Rezeptteil sowohl in süßer wie herzhafter Form vertreten. Einen Satz wie: Wir möchten Sie animieren, mit vielen Gewürzen zu experimentieren muss man mir auch nicht zweimal sagen. Geschmacksnerven zum Leuchten bringen? Aber hallo, da bin ich doch gerne dabei. Ungewohnt ist dagegen die Vorstellung, dass die erste Mahlzeit des Tages warm und leicht verdaulich sein soll. der Becher schwarzen Kaffees, an dem ich morgens nippe, ist damit offenbar nicht gemeint. Wobei die Aprikosen Kokos-Graupen mit gerösteten Graupen, das herzhafte Hirse-Kichererbsen Frühstück oder die Dattelpfannkuchen mit Birnen-Kokos-Kompott zwar deutlich aufwändiger klingen als alles, was ich mir so zum Frühstück mache, aber auch ausgesprochen lecker . Schon allein die Bilder der Gerichte machen Lust aufs Kochen und Schmecken.

Werde ich künftig ayurvedisch in den Tag starten? Der Morgenmuffel in mir ist da ein bißchen skeptisch. Aber die Gerichte, die ich schon ausprobiert habe, haben mich wirklich überzeugt. Die leichten Mittagessen sind auf jeden Fall etwas für mich, wie etwa der kross gebratene Blumenkohl mit karamelisierten Zwiebeln und Kräuterquark - seeehr lecker! und auch das Curry-Zuckerschoten-Risotto trifft ganz meine Geschmackslinie. Oder, um ein Beispiel des leichten ayurvedischen Abendessens zu nehmen: Süßkartoffelstampf mit Spinat, Ziegenfeta, Radieschen und Pinienkernen.

Ich kann wirklich sagen, dass es kaum ein Rezept in diesem Buch gibt, bei dem ich keine Lust zum ausprobieren habe, mal abgesehen vom rote Bete-Süppchen usw. Sonst aber bin ich von den Möglichkeiten begeistert, für die auch nicht erst ein shopping-trip in ein Spezialitäten-Lebensmittelgeschäft nötig ist. Für mich steht fest, dass so manches davon auch bei mir auf den Tisch kommt. Möglicherweise nicht immer zu den Zeiten, die das Ayurvedaprinzip dafür vorsieht.