Ich komme aus der Gegend

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Dadurch bin ich auch neugierig geworden auf das Buch „Heimat“, denn es ist ja auch meine Heimat auch wenn ich selber in letzter Zeit mit ihr fremdle. Das liegt an der Stimmung welche Parteien wie die AfD hervorbringt, wofür ich mich schäme und mir die Heimat verleitet. Um so mehr freute und freue ich mich auf das Buch. Der Anfang von „Heimat“ ist kein Buch, das mit Action loslegt – und genau das macht seinen Reiz aus. Hannah Lühmann erzählt ruhig, fast poetisch von Jana, die mit ihrer Familie in eine Neubausiedlung zieht und dort auf Karolin trifft: eine perfekte Land-Ikone zwischen Rilke-Zitaten, blondem Haarschopf und sehr konservativem Weltbild.
Was anfangs wie Smalltalk auf dem Spielplatz wirkt, entwickelt sich nach und nach zu einem Blick hinter die Fassade: AfD, Tradwife-Ideale, Sehnsucht nach Zugehörigkeit – und die Frage, was Heimat heute überhaupt noch bedeutet.
Die Sprache ist sehr genau, manchmal fast zu fein für die Alltäglichkeit der Szenen, aber gerade dadurch entfaltet sich diese leise Spannung: Man merkt, dass hier mehr brodelt, als man auf den ersten Blick sieht.
Wer ein leises, kluges Buch über das Leben auf dem Land, über Ideologien und die Gefahren einer schönen Fassade sucht, wird hier fündig. Kein Pageturner im klassischen Sinn, sondern ein Buch, das man in Ruhe genießen muss.
Vielleicht passiert bei mir auch wieder etwas von Heimat, jenseits der AfD …