Ein sehr gelungenes Debüt

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mufflpuff Avatar

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Sarah Höflich hat mit ihrem Roman Heimatsterben ein äußerst gelungenes Debüt hingelegt. Die Handlung spielt in der näheren Zukunft, in einem zutiefst gespaltenen Deutschland. Ausgehend von einer weit verzweigten Familiengeschichte, in der man sich erstaunlich gut zurechtfindet und die immer wieder historische Entwicklungen zeigt und verdeutlicht, wie die Personen heute zu denen geworden sind, die sie heute sind. Die Parallelen zum Aufstieg der NSDAP und den damit verbundenen Wirren in der untergehenden Weimarer Republik werden eindrucksvoll dargestellt. Anders als historisch belegt, sind hier jedoch nicht die gemäßigten politischen Kräfte dem Trugschluss erlegen, die radikalen Elemente der neue starken Partei im Zaum halten zu können, sondern der Vorsitzende und nun neue Kanzler selbst, der versuchte, die immer stärker und radikaler auftretenden Hardliner der Partei in den Griff zu bekommen. Mit diesem Ziel verbunden, kandidierte auch Hanna für den Bundestag, sah aber nach kurzer Zeit ein, dass sie nichts ausrichten konnte und musste zusehen, wie der charismatische Felix immer tiefer in den politischen Sumpf hineingezogen wurde und davon nicht mehr los kam. Am Ende gipfelt der Roman in der Katastrophe und das Ende bleibt offen.
Das an manchen Stellen Dinge auch kritisiert werden könnten, ist klar, der Lesegenuss wird jedoch dadurch keinesfalls geschmälert.
Wie kommt es dazu, dass die politische Einstellung Hannahs sich innerhalb weniger Seiten um 180 Grad dreht, sodass sie sogar für die neue Partei kandidiert?
Wie kommt eine politisch total unerfahrene junge Frau plötzlich in den engeren Regierungszirkel?

Das schlichte Cover, das einen faulen Apfel abbildet, ist zuerst etwas seltsam und wenig eindrucksvoll, im Laufe der Geschichte wird aber deutlich, welche Großartiger Bezug zum Inhalt damit geschaffen wird.
Sprachlich eine absolut fesselnde Geschichte, die man gar nicht aus der Hand legen möchte, da zum einen eindrucksvolle Bilder, zum anderen aber auch sprachlich schöne und anspruchsvolle Konstruktionen geboten werden.
Alles in allem eine absolute Leseempfehlung!