Fesselnder Roman und Mahnung an uns alle

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elfe1110 Avatar

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Der Roman von Sarah Höflich hat mich unglaublich gefesselt. Er spielt im Jahre 2023 in Deutschland, kurz nach der Pandemie und spiegelt als zentrales Thema die Zeit kurz vor und nach den Wahlen wieder. Dabei steht die wertkonservative BürgerUnion als Abspaltung der CDU mit ihrem Bundeskanzler Felix von Altdorff ebenso im Mittelpunkt des Geschehens wie der rechte Flügel dieser Partei, der als BürgerWehr eher im Verborgenen agiert und zum Äußersten bereit ist.

Flankiert wird der politische Plot vom Thema Flucht, der sich übergeordnet durch den Roman zieht. Da ist die Flucht der Großmutter im 2. Weltkrieg, die aktuelle Flüchtlingslage in Deutschland, die starken Einfluss auf die politische Situation im Land hat und schlussendlich auch die gezwungene Flucht der Figuren im Roman selbst.

Und dann ziehen sich unweigerlich zahlreiche Parallelen zum 3. Reich durch den Roman. Damals das Judentum, hier der Islam, linke Protestaktion, die gewaltsam unterbunden werden, ein Volk, das recht völkisch wirkt, das 4. Reich wird gar zum Ende offen genannt.

Interessant sind aber auch die Vernetzungen, Rollen und Verflechtungen der vielen Figuren, die sich um die Familie Ahrens herum entwickelt haben. Auch hier finden sich in der Gesellschaft so viele Themen und Parallelen wieder, dass allein schon diese Familiengeschichte für sich sehr spannend ist.

Ein ganz starker Roman, der als offene Mahnung an uns alle zu lesen ist! Und gerade dieser Tage so viel an Brisanz und Aktualität in sich birgt. Wie oft hören wir derzeit in den Medien Aussagen, die aus der Mitte der Parteienlandschaft kommen und doch schnell eben dieser BürgerUnion oder gar der BürgerWehr zugeordnet werden könnten. Da liest sich die Aktion der linken Gruppierung „Rote Zora“ mit Hannas Cousin Joost als Mitglied wie ein Aufrüttler an den Leser: „Wehret den Anfängen!“ Wo sieht die Autorin diese Anfänge? Ist das nicht eher ein Aufruf an uns, die Leser, 2 Jahre vor dem Roman?

Mein Fazit: Ein Roman, der unglaublich nachhallt, der viele brandaktuelle Themen aus Politik und Gesellschaft anspricht, der in Teilen gern hätte tiefer gehen dürfte – und den ich sicherlich nochmals lesen werde. Für mich hätte dieses Buch gern 150 Seiten mehr haben dürfen. TOP!