Wurzeln

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"Die Familie ist wie ein Wald: Wenn man davorsteht, scheint er undurchdringlich; steht man darin, sieht man, dass jeder Baum seinen Platz
hat." Dieses Akan-Sprichwort ist dem Roman "Heimkehren" von Yaa Gyasi vorangestellt und es verrät schon viel, denn es wird klar, dass im Zentrum des Romans Mitglieder einer weit verzweigt lebenden Familie stehen werden und ein zentrales Thema vielleicht die Fragen nach der eigenen Herkunft, dem Platz im Leben und der Suche danach sein werden. Dazu passt auch der Titel, denn das Wort "Heimkehren" deutet an, dass es sich um einen aktiven Prozess handelt, der im Lauf ist, der Zeit braucht.

In der Leseprobe erfährt man zunächst von der einen Protagonistin des Romans, der jungen Effia. Schon in den wenigen Seiten, die man liest, wird deutlich, dass bereits ihr Leben, das Ende des 18. Jahrhunderts beginnt, von der Identitätssuche handelt. Der letzte Satz der ersten Seite lautet: "»Wir werden nie wieder über das sprechen, was heute passiert ist.«" (Seite 9). Wie Effia selbst, so erfährt auch der Leser erst später, nämlich mit dem Tod des Vaters, was so lange vor dem Mädchen verborgen blieb: "»Baaba ist nicht deine Mutter. Unser Vater hat dich mit einem Hausmädchen gezeugt, das in der Nacht, als du geboren wurdest, in das Feuer gelaufen ist." (Seite 42). Und Baaba, die vermeintliche Mutter Effias, die sie immer gequält und gehasst hat, schleudert ihr die Worte, die die letzten der Leseprobe sind, entgegen: "»Du bist nichts und kommst von nirgendwo. Keine Mutter und jetzt auch keinen Vater mehr.« (...) »Was kann aus nichts wachsen?« (Seite 42 ff.).
Damit wird schon in den ersten Seiten deutlich, was wahrscheinlich das zentrale Motiv des ganzen Romans sein wird: Die Suche nach Identität und Zugehörigkeit.
Und da man aus dem Klappentext ersehen kann, dass Effia nur eine der Hauptfiguren ist und es den Anschein hat, als ziehe sich die Geschichte über viele Jahrhunderte, möchte man auf jeden Fall gern weiterlesen und erfahren, wie die Geschichte weitergeht.