Der immerwährende Kampf um Identität und Heimat

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sikal Avatar

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Ghana, 18. Jahrhundert: Der Debütroman der Autorin Yaa Gyasi erzählt eine faszinierende Geschichte über das Leben der beiden Schwestern Effia und Esi, die sich jedoch nie kennenlernten. Während Effia den Engländer James heiratet (der übrigens auch in England eine Familie hat), den der Sklavenhandel reich und mächtig machte, trägt Esi das Schicksal der Sklavin: Sie wird in Cape Coast gefangen gehalten und letztendlich als Sklavin nach Amerika verkauft.

Als Leser dürfen wir die Erzählstränge rund um die Familien der beiden verfolgen, durchleben Kapitel um Kapitel die Auswirkungen auf die Nachkommen. Ausgehend von den Ursprungsfamilien rund um Effia und Esi im 18. Jahrhundert erleben wir deren Geschichte von Generation zu Generation bis in die Gegenwart, wobei jedes Kapitel abwechselnd aus den beiden Familien erzählt wird.

Während man als Leser mit der Sklavin Esi weint, mit Effia hofft, um Ness trauert und H einen Namen wünscht, darf man letztendlich voller Hoffnung auf die Generation rund um Marcus und Marjorie vertrauen, die sich der Vergangenheit stellen und letztendlich nach Ghana zurückkommen. Akwaaba.

Die Autorin schreibt sehr flüssig, fesselt mit abwechslungsreichen Sequenzen, die sie ohne Effekthascherei erzählt – sondern ruhig und besonnen, mit viel Empathie. Man darf sich hier jedoch keinen einfachen Roman erwarten, diesen Gefallen tut uns die Autorin nicht. Es ist keine leichte Kost, schon mal des Themas wegen, das hier die politischen Wirren hervorstechen lässt, die Stammeskriege, die Apartheid, den Verlust von Heimat und Identität. Auch verwirren die vielen unterschiedlichen Charaktere anfangs ein wenig, bis man den Sprüngen der Autorin folgen kann, die jedes Kapitel für sich zu einem einzigartigen Leseerlebnis macht (wenn da nicht diese oftmals schwer zu merkenden Namen wären…).

Ein wichtiges Buch über ein schreckliches Kapitel unserer Geschichte. Lesenswert und voll verdiente 5 Sterne.