Offene Wunde

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alasca Avatar

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Die Sklaverei ist eine Wunde, die niemals heilen wird. Dieses Thema ist schon von vielen Seiten beleuchtet worden. Yaa Gyasi, Amerikanerin mit ghanaischen Wurzeln, betrachtet in „Heimkehren“ bewundernswert unerschrocken die Rolle Westafrikas im transatlantischen Sklavenhandel.

Die Geschichte beginnt im späten 18. Jahrhundert, in einem Aschantidorf an der Goldküste, dem heutigen Ghana. Ein junges Mädchen, Effia, wird von ihrem Vater an einen englischen Sklavenhändler verkauft und lebt fortan als seine Geliebte in Cape Coast Castle. Unter dem Fort befinden sich die Verliese, in denen unter unmenschlichen Bedingungen die Sklaven bis zur Verschiffung eingekerkert werden. Auch Esi, Effias Halbschwester, die bei einem Überfall einheimischer Sklavenjäger aus ihrem Dorf entführt wurde, befindet sich dort, ohne dass Effia davon erfährt.

Diese beiden Schwestern sind das erste Glied zweier Blutlinien, denen Gyasi sieben Generationen lang folgt. Es ist jeweils nur ein Kapitel, das jedem Charakter gewidmet ist, aber Gyasi schafft trotz dieser Einschränkung komplexe Figuren und Schicksale, die zur Identifikation förmlich zwingen. Jede herzzerreißende Liebesgeschichte der Charaktere führt nur zur nächsten fluchbeladenen Generation, bis wir in die Gegenwart vordringen.

Dort verliert das Geschehen an Drive und Dringlichkeit – wie auch nicht, denn der vordergründige Horror ist vorbei. Klar wird stattdessen, dass die Sklaverei uns immer noch trennt, egal, von welcher Seite wir abstammen. Dieses Buch erinnert uns daran, dass wir die Ursache der Trennung nicht vergessen dürfen, wenn wir diesen Abgrund überwinden wollen.
Großartiges Buch.

Leseempfehlung!