Ohne Heimat sein heißt leiden. (Dostojewskij)

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
miro76 Avatar

Von

Alles beginnt mit Effia und Esi. Zwei Frauen aus verschiedenen Stämmen Afrikas. Sie kennen sich nicht und sind doch verbunden. Während die eine aus einer Laune heraus mit einem Engländer verheiratet wird, der vom Sklavenhandel lebt, wird die andere als Sklavin entführt und verschifft.
Esi landet in Amerika, auf einer Baumwollplantage und ihre Nachfahren kämpfen sich frei.

Jedes Kapitel springt eine Generation weiter und wir lesen von den ersten Flüchtlingen aus der Sklaverei im Süden Amerikas, wir erfahren etwas über die Bürgerrechtsbewegung und die Schwierigkeiten, sich ein selbstbestimmtes Leben aufzubauen. Wir lesen von den Tücken der Freiheit, Drogen, Alkohol und vom schleichenden Rassismus der bis in die heutige Zeit reicht.

Effias Sohn, dessen Vater ein weißer Skalvenhändler ist, darf in England studieren. Er kehrt als Unterhändler zwischen den Engländern und Afrikanern zurück, kann und will sich aber nicht in seine Rolle einfinden. Er flieht und zieht sich als einfacher Bauer aufs Land zurück. Sein Boden ist nicht gerade von Glück gesegnet und seine Nachkommen tragen schwer an ihrem Erbe.

Yaa Gyasi lässt die Traumata ihrer Protagonisten, die Generationen überdauern. Sie wirft die Frage auf, ob Schicksalsschläge in die DNA eingeschrieben sein können und wie das überwunden werden kann.

Am Ende schließt sich der Kreis und Effia und Esis Ururururenkel kehren als Paar nach Ghana zurück.

Die Autorin spannt einen großen Bogen durch die Zeitgeschichte, der in der Heimkehr seinen Abschluss findet. Ich habe dieses Buch mit äußerstem Interesse verfolgt. Es stecken alle großen Themen der Sklaverei und seinen Folgen in dem Werk. Aber es zeigt auch die Grausamkeiten der Stämme auf, die sich gegenseitig gejagt und verkauft haben, weil die Weißen gut zahlten. Und diese Schatten wirken ebenfalls bis heute nach.

Heimkehren ist ein interessantes Werk über die Schwierigkeiten ein selbstbestimmtes Leben zu führen, eine Heimat zu finden, die einem nicht weggenommen wird und die Freiheit zu gehen, wohin man möchte. Die Geschichten von Effia und Esi, ihren Kindern und Kindeskindern ist berührend und regt zum Nachdenken an.

Aber das Buch beeindruckt auch, durch die bildhafte Sprache, die einlädt Ghana zu besuchen, sich Cape Coast anzusehen und die Zehen in dieses Meer zu halten, das so viel Leid gesehen hat.

Heimkehren ist spannend, interessant, bildend und berührend zugleich. Ich kann es nur uneingeschränkt empfehlen!