Intellektuell anspruchsvoll

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Die Fragen, die sich mir nach der Lektüre des Buches aufdrängen, sind: Für welche Zielgruppe hat Martin Mittelmeier dieses Buch geschrieben? Was erfährt die Leserschaft an Neuem? Was für ein Buch möchte es sein, Sachbuch oder erzählender Roman?
Im Mittelpunkt steht Thomas Mann, wie ja bereits der Untertitel unmissverständlich verkündet. Und der Fokus liegt hier auf seiner Zeit im Exil in Kalifornien. Die ist geprägt von Begegnungen mit allen dort versammelten deutschen Geistesgrößen, die ebenfalls der Naziherrschaft wegen nach Amerika gekommen sind. Niemand wird hier ausgelassen. Bekannte Namen und weniger prominente wechseln sich in rascher Folge ab. Manchmal gibt es eine Anekdote dazu, gelegentlich versucht sich der Autor darin, aus der Innenperspektive der Personen zu erzählen. Die Grenzen zwischen Realität und Fiktion verwischen auf diese Weise.
Der Titel verspricht mehr, als er hält. Von Heimweh ist nicht die Rede, eher davon, dass überall da, wo sich Thomas Mann befindet, Deutschland ist.
Ohne profunde zeitgeschichtliche Kenntnisse, literarisches, philosophisches und musikgeschichtliches Wissen ist der Inhalt schwer lesbar, bzw. kaum nachzuvollziehen. Aber solcherart vorgebildete Menschen werden vermutlich ohnehin genügend Informationen zu Thomas Mann haben, sodass unklar bleibt, wer aus diesem Buch Gewinn ziehen soll. Es gibt bereits eine Fülle von Literatur zu Thomas Mann und praktisch jeder kleine Aspekt seines Lebens ist ausgeleuchtet und aufgearbeitet worden. Wer aber immer noch nicht genug von Thomas Mann hat, der mag mit „Heimweh im Paradies“ glücklich werden.