(K)ein Paradies für Thomas Mann
Martin Mittelmeiers „Heimweh im Paradies“ erzählt von den Exiljahren des Thomas Mann im sonnigen Kalifornien. Das Buch erscheint in einer gebundenen Version mit hochwertigem Papier, Lesebändchen und passender schöner Einbandgestaltung. Bei dem Buch handelt es sich um keine Biographie im klassischen Sinne, vielmehr folgt man episodisch verschiedenen Stationen von Manns Aufenthalt. Diese werden meist recht unterhaltsam und mit vielen Hintergrundinformationen erzählt. Diese sind gut recherchiert. Vereinzelte Episoden sind aber auch etwas langatmig gestaltet und hätten gekürzt besser funktioniert. Der Schreibstil erinnert mich sehr an Florian Illies Buch 1913, wenn es auch nicht ganz so humorvoll geschrieben ist. Zum Inhalt: Die Manns waren auch in den USA eine angesehene und wohlhabende Familie. Sie standen im Austausch und Kontakt zu den wichtigen und berühmten Persönlichkeiten ihrer Zeit, sowohl mit den Amerikanern als auch anderen deutschen Literaten, Künstlern und Musikern. Wenige davon mit so geringen existenziellen Sorgen wie die Manns. Ein Musterbeispiel für den Exildeutschen ist Thomas Mann also nicht. Das Buch folgt zeitlich den politischen Ereignissen während des Dritten Reichs, dem Krieg- und Kriegsende bis hin zu den ersten Nachkriegsjahren. In dieser Zeit schreibt Mann an mehreren Werken, wie dem Abschlussband seiner Joseph-Reihe und Doktor Faustus. Mittelsmeiers schildert durch die Auswahl der entsprechenden Episoden, Treffen und Gespräche was Mann für diese Werke inspirierte und verarbeitete. Im Mittelpunkt steht auch immer das sich verändernde Verhältnis des Thomas Mann zum Nationalsozialismus, Deutschland und was es heißt deutsch zu sein. Dabei eckt der tief im alten Bürgertum verwurzelte Thomas Mann bei vielen an die einen Wandel wollen und wird zugleich von den Zeitgenossen als einer der besten deutschen Schriftsteller vergöttert. Mann wandelt seine Sicht auf die Dinge nur langsam über die Jahre, wird sogar zum Instrument amerikanischer Interessen. Für Leser von episodischen informationsreichen Erzählungen historischer Persönlichkeiten kann ich das Buch empfehlen. Wer ein ausführliches biographisches Werk sucht wird hier nicht fündig.