Literarischer Leckerbissen
REZENSION – Will man aus den Neuerscheinungen, die anlässlich des diesjährigen 150. Geburtstags von Thomas Mann (1875-1955) veröffentlicht wurden, nur bestimmte zur eigenen Lektüre auswählen, ist das im März beim Dumont Verlag erschienene Buch „Heimweh im Paradies. Thomas Mann in Kalifornien“ von Martin Mittelmeier (54) als besonderer literarischer Leckerbissen zu empfehlen. Faktenreich, dennoch atmosphärisch dicht und locker erzählt der Literaturwissenschaftler vom Leben des deutschen Nobelpreisträgers in den Jahren 1938 bis 1952 im amerikanischen Exil. Wir erfahren viel über Manns schriftstellerisches Arbeiten und seine Erlebnisse in paradiesischer Umgebung, aber auch über seine innere Zerrissenheit fern der deutschen Heimat.
In Los Angeles begegnet der eher menschenscheue Intellektuelle anderen bekannten Exilanten wie Arnold Schönberg, Vicki Baum, Theodor W. Adorno, Bertolt Brecht, Lion Feuchtwanger, Helene Weigel, Max Horkheimer, Hanns Eisler sowie Franz und Alma Werfel. Mit einigen versteht er sich gut, mit wenigen freundet er sich an, während er wiederum andere menschlich oder intellektuell ablehnt.
In einzelnen Szenen, aufgelockert durch Anekdoten, lässt uns Mittelmeier am Alltagsleben dieser Zwangsgesellschaft teilhaben. Wir sind Gäste bei ihren Treffen und Partys, wo oft heftig darüber gestritten wird, wie ein besseres Deutschland nach dem Zusammenbruch aussehen sollte. Thomas Mann wird als „König der Emigranten“ auch unter amerikanischen Gastgebern herumgereicht. Viele bewundern ihn, andere beneiden ihn. Manche stehen ihm auch feindlich gegenüber, gibt er sich doch in seinen Vorträgen als die „moralische Instanz“ gegen den Nationalsozialismus. Dies führt nicht nur mit Exilanten zu Konflikten.
Autor Mittelmeier zeigt uns Thomas Mann in mentalem Zwiespalt. Einerseits sucht und braucht er die Anerkennung als „Galionsfigur des guten Deutschlands“, sichert sie ihm und seiner Frau Katia doch im Exil die sicheren Einkünfte aus Vortragsreisen und Vorlesungen, die er zur Fortführung seines aus Deutschland gewohnten Lebensstils braucht. Auf der anderen Seite leidet er unter Heimatlosigkeit und Entfremdung und zieht sich gern in sein Arbeitszimmer zurück, wo alles seine Ordnung hat: „Tisch, Sessel, Lampe, Bücherreihe, Thomas Mann. Zuhause ist, wo er schreiben kann.“ Es ist diese ihm liebgewordene Ordnung sowie das Schreiben, die es ihm ermöglichen, sein Heimweh noch zu unterdrücken und sogar zu behaupten: „Wo ich bin, ist Deutschland.“ Doch trotz allen Wohlstands, paradiesischer Umgebung und aller Anerkennung ist es später seine wachsende Enttäuschung über die amerikanische Nachkriegspolitik, die bei ihm schließlich doch „Heimweh im Paradies“ und den Wunsch zur Rückkehr nach Europa aufkommen lässt.
Trotz der vielen Fakten, Anekdoten und Zitate, die der Autor mit einem umfangreichen Quellenverzeichnis und einer Vielzahl von Anmerkungen belegt, gelingt es Mittelmeier dennoch erstaunlich gut, uns in seiner locker geschriebenen und deshalb leicht lesbaren Erzählung den Schriftsteller weniger als herausgehobenen Literaten, sondern als Menschen nahezubringen. Mit gebührendem Abstand beschreibt der Autor in seinem Porträt den alternden Mann teils mit leichter Ironie, aber durchaus auch mit Verständnis für dessen schwierige Lebenssituation und holt uns den berühmten Nobelpreisträger von seinem hohen Sockel.
„Heimweh im Paradies“ ist eine lesenswerte Mischung aus Biografie, Kulturgeschichte und Exilliteratur. So versteht es sich von selbst, dass dieses kaum 200 Seiten umfassende Buch für die Liebhaber der Werke und Person Thomas Manns eine Pflichtlektüre sein sollte. Aber auch alle anderen Freunde guter Literatur werden zweifellos an diesem Buch Gefallen finden.
In Los Angeles begegnet der eher menschenscheue Intellektuelle anderen bekannten Exilanten wie Arnold Schönberg, Vicki Baum, Theodor W. Adorno, Bertolt Brecht, Lion Feuchtwanger, Helene Weigel, Max Horkheimer, Hanns Eisler sowie Franz und Alma Werfel. Mit einigen versteht er sich gut, mit wenigen freundet er sich an, während er wiederum andere menschlich oder intellektuell ablehnt.
In einzelnen Szenen, aufgelockert durch Anekdoten, lässt uns Mittelmeier am Alltagsleben dieser Zwangsgesellschaft teilhaben. Wir sind Gäste bei ihren Treffen und Partys, wo oft heftig darüber gestritten wird, wie ein besseres Deutschland nach dem Zusammenbruch aussehen sollte. Thomas Mann wird als „König der Emigranten“ auch unter amerikanischen Gastgebern herumgereicht. Viele bewundern ihn, andere beneiden ihn. Manche stehen ihm auch feindlich gegenüber, gibt er sich doch in seinen Vorträgen als die „moralische Instanz“ gegen den Nationalsozialismus. Dies führt nicht nur mit Exilanten zu Konflikten.
Autor Mittelmeier zeigt uns Thomas Mann in mentalem Zwiespalt. Einerseits sucht und braucht er die Anerkennung als „Galionsfigur des guten Deutschlands“, sichert sie ihm und seiner Frau Katia doch im Exil die sicheren Einkünfte aus Vortragsreisen und Vorlesungen, die er zur Fortführung seines aus Deutschland gewohnten Lebensstils braucht. Auf der anderen Seite leidet er unter Heimatlosigkeit und Entfremdung und zieht sich gern in sein Arbeitszimmer zurück, wo alles seine Ordnung hat: „Tisch, Sessel, Lampe, Bücherreihe, Thomas Mann. Zuhause ist, wo er schreiben kann.“ Es ist diese ihm liebgewordene Ordnung sowie das Schreiben, die es ihm ermöglichen, sein Heimweh noch zu unterdrücken und sogar zu behaupten: „Wo ich bin, ist Deutschland.“ Doch trotz allen Wohlstands, paradiesischer Umgebung und aller Anerkennung ist es später seine wachsende Enttäuschung über die amerikanische Nachkriegspolitik, die bei ihm schließlich doch „Heimweh im Paradies“ und den Wunsch zur Rückkehr nach Europa aufkommen lässt.
Trotz der vielen Fakten, Anekdoten und Zitate, die der Autor mit einem umfangreichen Quellenverzeichnis und einer Vielzahl von Anmerkungen belegt, gelingt es Mittelmeier dennoch erstaunlich gut, uns in seiner locker geschriebenen und deshalb leicht lesbaren Erzählung den Schriftsteller weniger als herausgehobenen Literaten, sondern als Menschen nahezubringen. Mit gebührendem Abstand beschreibt der Autor in seinem Porträt den alternden Mann teils mit leichter Ironie, aber durchaus auch mit Verständnis für dessen schwierige Lebenssituation und holt uns den berühmten Nobelpreisträger von seinem hohen Sockel.
„Heimweh im Paradies“ ist eine lesenswerte Mischung aus Biografie, Kulturgeschichte und Exilliteratur. So versteht es sich von selbst, dass dieses kaum 200 Seiten umfassende Buch für die Liebhaber der Werke und Person Thomas Manns eine Pflichtlektüre sein sollte. Aber auch alle anderen Freunde guter Literatur werden zweifellos an diesem Buch Gefallen finden.