Schwere Bürden
Ein Schriftstellerfürst und Nobelpreisträger zu sein, ist eine schwere Bürde, über ihn ein Buch zu schreiben sicher auch. Martin Mittelmeier hat es gewagt und die Emigration Thomas Manns, seine Befindlichkeiten und die um ihn herum tanzenden Engel und Faune zu beschreiben.
Thomas Mann ist einer von vielen deutschen Künstlern, die die USA auserkoren haben für die Emigration und einer von wenigen, denen sie auch vortrefflich gelungen ist. Nicht jeder deutsche Künstler ist ein Fürst seiner Profession, viele können den Abstieg oder den Absturz nicht verhindern. Thomas Mann, der in den Sog der kalifornischen grellen Sonne und zu den Stränden des unendlichen Pazifiks gezogen wurde, nachdem er zuerst an der Ostküste sein Emigrantenglück versuchte, ist so etwas wie das Aushängeschild des unanfechtbaren, höheren Wesens deutscher Kultur. Er gibt es ungern zu, aber er sonnt sich in seiner Berühmtheit und seiner Bekanntheit ebenso, wie in seiner Arbeitswut. Auch schwere Krankheit wird ihn nicht am Schreiben hindern, oder nur kurz. Seine Frau Katia, das unermüdliche Wesen im Hintergrund, erträgt alles, als wäre sie in höheren Sphären. Bewundernswert.
In Pacific Palisades ist Mann zwar in der Mitte, aber nicht immer im Mittelpunkt seiner Emigrantenfreunde wie auch -feinde. Partys werden besucht, Klatsch und Tratsch verteilt, böse Worte und Verrisse zumeist hinter dem Rücken der Betroffenen. Man trifft sich, man liest, man redet, man reist. Kein leichtes Leben für einen Star. Noch dazu mit Kindern, die bisweilen nicht nach seinem Gusto handeln, anders ticken als er und er sich doch wie in einem Spiegel bisweilen wiedererkennt.
Mittelmeier versucht, alles in einer Art ironischer Konversation an den Leser zu bringen, dass er dabei seinem offensichtlichen Idol Mann nacheifert und manchmal recht umständlich auf den Punkt kommt, hat mich beim Lesen hin und wieder ermüden lassen. Sprache und Schreibstil ließen mich mit diesem Buch leider nicht richtig warm werden. Und das, obwohl eines meiner liebsten Bücher Der Zauberberg war und ist. Ich habe mich schon recht ausführlich mit dem Leben von Thomas Mann und seiner Familie, mit Biografien von anderen Emigranten, mit Emigration ganz allgemein beschäftigt und hatte mir von diesem Buch gerade in Bezug auf Thomas Mann mehr erhofft.
Zu den Quellen: Recht ungewöhnlich, diese umfangreiche Sammlung auf die Internetseite des Verlages auszulagern. Die Mühen der Recherche werden sicher nicht jeden Leser erreichen. Mir wären Fußnotenzahlen und ein Anhang im Buch viel lieber gewesen. Wer macht es denn wie ich und druckt sich das aus? Wer legt die vielen Seiten beim Lesen im Bett auf den Nachttisch? Aus meiner Sicht keine gute Idee. Zudem wären zumindest vorangestellte Seitenzahlen im Quellenverzeichnis hilfreich gewesen, so hat man zwar die Kapitelüberschrift als Anhalt, muss aber trotzdem suchen. Dass der Verlag diese Quellen nicht einmal druckfreundlich im pdf-Format anbietet, ist nachlässig. Die Zusendung wird zwar per Post angeboten, aber auch das wäre nur schön, wenn es im Format des Buches gedruckt wäre und man es einlegen könnte. Übrigens hätte auf Seite 187 das einzige Gendersternchen im Buch auch noch vermieden werden können. Dieser Fauxpas passt nicht zum Schöngeist Thomas Mann.
Zum Titel: Heimweh im Paradies, das ist ein sehr getrübtes Gefühl angesichts des Krieges und der späteren Enthüllungen über den Holocaust. Mann wird lange brauchen, um nach Europa zurückzukehren, in Deutschland jedoch wird er nicht wohnen.
Zum Schutzumschlag: es ist pastellfarben, unaufgeregt, endlos, paradiesisch. Der Titel ist prominent, grün, wie die Farbe der Hoffnung. Die anderen Texte vorn und hinten und auf den Klappen überwiegend in einem Rot-Orange, das auf dem blassblauen Untergrund sehr schwer lesbar ist. Einziger Hingucker ist ein nachträglich aufgeklebter Button, von Saša Stanišić bekommt das Buch viele Vorschusslorbeeren: „Geistreich, komisch und mit lässigem Ernst.“
Zur Typografie: sie passt ausgezeichnet zum klassischen Thema und zu Thomas Mann. Die Schrift ist nicht besonders groß, liest sich aber durch den verwendeten Durchschuss sehr gut. Das Papier hat eine angenehme Farbe, aber auch die Angewohnheit, Druckfarbe aufzusaugen, etwas mehr Schwarz hätte die Lesbarkeit des Fließtextes noch erhöht. Das Grau der Überschriften empfinde ich hingegen als angenehm, 100 % Schwarz wären hier wieder zu viel.
Fazit: Ein interessantes Thema, für mich etwas zu „verkopft“ und langatmig geschrieben. Trotzdem ein schönes, kleines Buch, das ich immer mal wieder in die Hand nehmen werde, um Details nachzulesen. Davon beinhaltet es jede Menge. Insgesamt gute drei Sterne.
Thomas Mann ist einer von vielen deutschen Künstlern, die die USA auserkoren haben für die Emigration und einer von wenigen, denen sie auch vortrefflich gelungen ist. Nicht jeder deutsche Künstler ist ein Fürst seiner Profession, viele können den Abstieg oder den Absturz nicht verhindern. Thomas Mann, der in den Sog der kalifornischen grellen Sonne und zu den Stränden des unendlichen Pazifiks gezogen wurde, nachdem er zuerst an der Ostküste sein Emigrantenglück versuchte, ist so etwas wie das Aushängeschild des unanfechtbaren, höheren Wesens deutscher Kultur. Er gibt es ungern zu, aber er sonnt sich in seiner Berühmtheit und seiner Bekanntheit ebenso, wie in seiner Arbeitswut. Auch schwere Krankheit wird ihn nicht am Schreiben hindern, oder nur kurz. Seine Frau Katia, das unermüdliche Wesen im Hintergrund, erträgt alles, als wäre sie in höheren Sphären. Bewundernswert.
In Pacific Palisades ist Mann zwar in der Mitte, aber nicht immer im Mittelpunkt seiner Emigrantenfreunde wie auch -feinde. Partys werden besucht, Klatsch und Tratsch verteilt, böse Worte und Verrisse zumeist hinter dem Rücken der Betroffenen. Man trifft sich, man liest, man redet, man reist. Kein leichtes Leben für einen Star. Noch dazu mit Kindern, die bisweilen nicht nach seinem Gusto handeln, anders ticken als er und er sich doch wie in einem Spiegel bisweilen wiedererkennt.
Mittelmeier versucht, alles in einer Art ironischer Konversation an den Leser zu bringen, dass er dabei seinem offensichtlichen Idol Mann nacheifert und manchmal recht umständlich auf den Punkt kommt, hat mich beim Lesen hin und wieder ermüden lassen. Sprache und Schreibstil ließen mich mit diesem Buch leider nicht richtig warm werden. Und das, obwohl eines meiner liebsten Bücher Der Zauberberg war und ist. Ich habe mich schon recht ausführlich mit dem Leben von Thomas Mann und seiner Familie, mit Biografien von anderen Emigranten, mit Emigration ganz allgemein beschäftigt und hatte mir von diesem Buch gerade in Bezug auf Thomas Mann mehr erhofft.
Zu den Quellen: Recht ungewöhnlich, diese umfangreiche Sammlung auf die Internetseite des Verlages auszulagern. Die Mühen der Recherche werden sicher nicht jeden Leser erreichen. Mir wären Fußnotenzahlen und ein Anhang im Buch viel lieber gewesen. Wer macht es denn wie ich und druckt sich das aus? Wer legt die vielen Seiten beim Lesen im Bett auf den Nachttisch? Aus meiner Sicht keine gute Idee. Zudem wären zumindest vorangestellte Seitenzahlen im Quellenverzeichnis hilfreich gewesen, so hat man zwar die Kapitelüberschrift als Anhalt, muss aber trotzdem suchen. Dass der Verlag diese Quellen nicht einmal druckfreundlich im pdf-Format anbietet, ist nachlässig. Die Zusendung wird zwar per Post angeboten, aber auch das wäre nur schön, wenn es im Format des Buches gedruckt wäre und man es einlegen könnte. Übrigens hätte auf Seite 187 das einzige Gendersternchen im Buch auch noch vermieden werden können. Dieser Fauxpas passt nicht zum Schöngeist Thomas Mann.
Zum Titel: Heimweh im Paradies, das ist ein sehr getrübtes Gefühl angesichts des Krieges und der späteren Enthüllungen über den Holocaust. Mann wird lange brauchen, um nach Europa zurückzukehren, in Deutschland jedoch wird er nicht wohnen.
Zum Schutzumschlag: es ist pastellfarben, unaufgeregt, endlos, paradiesisch. Der Titel ist prominent, grün, wie die Farbe der Hoffnung. Die anderen Texte vorn und hinten und auf den Klappen überwiegend in einem Rot-Orange, das auf dem blassblauen Untergrund sehr schwer lesbar ist. Einziger Hingucker ist ein nachträglich aufgeklebter Button, von Saša Stanišić bekommt das Buch viele Vorschusslorbeeren: „Geistreich, komisch und mit lässigem Ernst.“
Zur Typografie: sie passt ausgezeichnet zum klassischen Thema und zu Thomas Mann. Die Schrift ist nicht besonders groß, liest sich aber durch den verwendeten Durchschuss sehr gut. Das Papier hat eine angenehme Farbe, aber auch die Angewohnheit, Druckfarbe aufzusaugen, etwas mehr Schwarz hätte die Lesbarkeit des Fließtextes noch erhöht. Das Grau der Überschriften empfinde ich hingegen als angenehm, 100 % Schwarz wären hier wieder zu viel.
Fazit: Ein interessantes Thema, für mich etwas zu „verkopft“ und langatmig geschrieben. Trotzdem ein schönes, kleines Buch, das ich immer mal wieder in die Hand nehmen werde, um Details nachzulesen. Davon beinhaltet es jede Menge. Insgesamt gute drei Sterne.