Ein "Unfall" verändert alles

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mel.e Avatar

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Marc Raabe konnte mich mit seinen Thrillern "[Der Schock](http://www.ullsteinbuchverlage.de/nc/buch/details/der-schock-9783548285245.html)" und "[Schnitt](http://www.ullsteinbuchverlage.de/nc/buch/details/schnitt-9783548285917.html)" mehr als überzeugen, daher freute ich mich riesig, dass ich nun auch sein drittes Werk über Vorablesen zugesandt bekam. Die Leseprobe sprach für den Thriller und schürte meine Neugier sehr. Nun nach Beenden des Thrillers konnte ich mich darüber vergewissern, dass der Autor es wieder einmal geschafft hat in ganzer Linie zu überzeugen. Leider gibt es aber auch einige kleine Kritikpunkte, auf die ich später eingehen werde.

 

Die Story aus meiner Sicht, kurz und knapp und ohne Spoiler dargelegt, damit ihr wisst, worauf ihr euch einlassen werdet. " **Heimweh**" erzählt Jesses Geschichte, die damit beginnt, dass er seine Exfrau Sandra tot auffindet und seine Tochter Isa entführt wurde. Dieses kann man schon dem Klappentext entnehmen und dennoch beinhaltet dieser Thriller sehr viel mehr, denn wir werden mitgenommen in einen Kindheit voller Gewalt und Hass, welches mir wirklich oft den Atem stocken ließ vor Grausamkeit. Ein Kind, welches solch Abscheuliches erlebt hat, muss von Anfang an lernen gehorsam und gefügig zu sein. Auf der anderen Seiten erkennt man natürlich schon recht früh eine Wesensveränderung. Was ich mich oft fragen musste, ist, wie es Jesse gelungen ist, sich von seiner Vergangenheit zu befreien und nun ein fürsorglicher Vater und Kinderarzt zu sein scheint. Ist es der "Unfall", der ihn alles vergessen ließ, was zuvor war? Die Suche nach Isa zwingt Jesse sich seiner Vergangenheit zu stellen und Dinge aufzurollen, die längst vergessen schienen. Jesse steht einem starken Gegner gegenüber, der im Laufe seines Lebens viel Hass aufgestaut hat und nun bereit ist Rache zu nehmen. "Sie gehört dir nicht" ist die Nachricht für Jesse, die der Entführer / Mörder hinterlassen hat und es dauert sehr, sehr lange, bis wir als Leser endlich eine Ahnung davon bekommen, wer Jesse sein Leben und sein Glück nicht gönnen kann. Jahre voller aufgestauten Hass können verblenden und Menschen wie Tiere erscheinen lassen. 

 

Mich hat das Ende förmlich überrollt und auch wenn ich hin und wieder einige Verdachtsmomente hatte, was den Täter betrifft, zerschlugen diese sich nach und nach. Für mich geschah Unvorhergesehenes, was mich aber leider nicht überzeugt hat. Ich empfand es schon fast als zu dick aufgetragen. Natürlich beinhaltet " **Heimweh**" wie erwartet eine gute und fundierte Story, dennoch konnte ich dem großen Showdown nicht ganz folgen, da sich die Ereignisse förmlich überschlugen. Es beginnt eher sanft, die Spannung baut sich immer mehr auf und entlädt sich am Ende mit einem riesigen Knall. Der Knall ist bombastisch und dennoch zu überladen. Die Emotionen geraten förmlich außer Kontrolle, was sich auch auf mich als Leserin übertragen konnte. Spannungsaufbau und Plot sind großes Kino, bis zu einem bestimmten Zeitpunkt, denn dann konnte ich der Story nicht mehr folgen, da es einfach viel zu viel an Ereignissen war. Ein klein wenig mehr hier und ein klein wenig weniger da, hätten mich mehr überzeugt. So fühlte ich mich komplett überrollt, da auf einmal viel zu viele Handlungsstränge ineinander verlaufen, die natürlich zur Auflösung führen sollen, mich aber eher verwirrten. Insgesamt hat " **Heimweh**" mich doch begeistert zurückgelassen und durch die kleinen Abstriche am Ende komme ich auf 4 zu vergebende Sterne und eine _Leseempfehlung_. Wie gut, dass Thriller und Bücher insgesamt unterschiedlich auf seine Leser/innen wirkt ☺