Konnte mich leider nicht ganz überzeugen

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kimvi Avatar

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Trotz seiner katastrophalen Kindheit hat Jesse Berg seinen Weg gemacht. Er ist mittlerweile ein angesehener Kinderarzt. Doch nun scheint die Vergangenheit ihn einzuholen, denn seine Exfrau wird ermordet und seine heißgeliebte Tochter Isa entführt. Der Täter hinterlässt Jesse den Hinweis "Sie gehört dir nicht. Du musst sie vergessen." Jesse denkt nicht einen Moment daran, den Ratschlag des Täters zu befolgen, sondern macht sich auf die Suche nach Isa. Erste Spuren führen nach Adlershof, dem Heim, in dem Jesse seine Kindheit verbrachte. Er ahnt, dass er sich endlich dem düsteren Geheimnis, das ihn dort damals beinahe sein Leben gekostet hätte, stellen muss......

Marc Raabes Thriller "Heimweh" startet gewohnt spannend. Durch einen Prolog, in dem man in die Vergangenheit zurückblickt und dabei ein geheimnisvolles Ereignis beobachtet, ist das Interesse sofort geweckt. Man möchte unbedingt erfahren, was damals genau geschehen ist und wie sich die Vorgänge mit dem aktuellen Geschehen verknüpfen werden.

Der Autor verwendet verschiedene Zeit- und Erzählperspektiven. In der Gegenwart beobachtet man den erwachsenen Kinderarzt Jesse Berg bei der Suche nach seiner Tochter und bekommt Einblicke, was Isa in ihrer Gefangenschaft erdulden muss. Ein weiterer Strang führt in die Vergangenheit. Hier bekommt man häppchenweise Informationen aus Jesses Kindheit. Da die verschiedenen Handlungsstränge oft an entscheidenden Stellen stoppen und mit Cliffhangern enden, bleibt das Interesse an der Handlung konstant erhalten.

Die Atmosphäre wirkt düster und bedrohlich und man ist beim Lesen hin- und hergerissen, was man nun eigentlich glauben soll. Dadurch ist eine unterschwellige Spannung durchgehend spürbar. Die Charaktere wirken weitestgehend lebendig. Doch leider bleibt der Hauptakteur Jesse etwas blass. Er macht es einem schwer, ihn richtig einzuschätzen. Man bleibt beim Lesen etwas auf Distanz und kann sich nicht so richtig mit ihm identifizieren.

Obwohl der Plot gut durchdacht ist und einige Spannungsspitzen aufweist, gibt es leider auch ein paar Längen, in denen die Geschichte ein wenig auf der Stelle tritt. Das geht leider etwas zu Lasten der Spannung. Die Auflösung ist überraschend und kann dann wieder mit einem Spannungsanstieg punkten.

Insgesamt gesehen habe ich mich beim Lesen recht gut unterhalten. Nicht weniger - doch leider auch nicht mehr! Die Längen im Mittelteil haben bei mir dafür gesorgt, dass ich keine Schwierigkeiten hatte, das Buch auch mal aus der Hand zu legen. Bei anderen Büchern des Autors habe ich mich deutlich spannender unterhalten gefühlt. Ich vergebe deshalb auch "nur" drei von fünf möglichen Bewertungssternen, denn die Spannung kam mir hier stellenweise etwas zu kurz und auch der Hauptprotagonist Jesse wirkte auf mich zu blass, sodass ich nicht richtig mit ihm mitfiebern konnte, sondern stets etwas Distanz gehalten habe.