Teilweise verwirrend

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philo Avatar

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Das Cover ist gut gewählt und paßt zum Buch. Allerdings finde ich, daß es weniger ein Psychothriller ist, sondern die Aufarbeitung von schrecklichen Jugenderlebnissen. Das Buch beginnt mit einem spannenden und sehr verstörenden Prolog, in dem ein Junge aus seinem Bett gezerrt und im Wald bei lebendigem Leib begraben wird. Wer ist der Junge und wer hat ihm dies angetan? Die erstaunliche Lösung erhält der Leser erst gegen Ende des Buches, was auch die Spannung im letzten Teil ausmacht. In der Mitte des Buches fand ich die Geschichte eher verwirrend. Ich mußte mich beim Lesen sehr konzentrieren und mir immer wieder die Frage stellen, wer ist wer.

Jesse Berg ist ein erfolgreicher Kinderarzt. Er ist frisch geschieden und versucht, so viel Zeit wie möglich mit seiner Tochter Leonie zu verbringen. Sein Leben gerät aus den Fugen, als seine Ex-Frau Sandra ermordet und seine Tochter entführt wird. Mit Hilfe von Jule, einer Freundin von Sandra, versucht er, die Spuren des Entführers aufzunehmen. Jule, die ihm am Anfang sehr mißtraut, hält sie Jesse selbst doch für den Mörder, wird immer mehr mit Jesses Vorleben konfrontiert, der in einem Heim aufgewachsen ist. Hier scheinen die Fäden zusammenzulaufen. Jesse und Jule begeben sich nach Adlershof, dessen Leitung inzwischen Richard, der Sohn des vorherigen Heimleiters und ehemaliger Mitschüler von Jesse, übernommen hat und dessen Vater urplötzlich ebenfalls verschwindet. Verwirrend ist, daß nur Jesse den Absprung aus dem Heim geschafft hat. Die anderen Zimmergenossen sind in irgendeiner Weise noch immer mit dem Adlershof verbunden. Insofern ist vorhersehbar, daß hier auch die Lösung zu finden ist. Die Familiengeschichte von Jesse erscheint mir sehr verworren. Es gibt zu viele Einzelteile, so daß eine klare Linie nicht zu erkennen ist. Der Junge aus dem Prolog, der zu diesem Zeitpunkt immerhin schon 13 Jahre alt ist, kann nicht stillschweigend hingenommen haben, was ihm passiert ist und welchen Verlauf sein Leben dadurch genommen hat.

Alle Ungereimtheiten aufzuzählen, würde bedeuten, zuviel vom Inhalt zu verraten. Dies ist nicht meine Absicht. Ein Psychothriller war es für mich nicht. Eher eine Horrorgeschichte über das unglückselige Leben von Jugendlichen ohne Familie in Heimen und was dies für deren weiteres Leben bedeutet.

Jeder Marc Raabe- und Psychothriller-Fan muß sich hier ein eigenes Urteil bilden.