Durchwachsen

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern Leerer Stern
kuddel Avatar

Von

Eva Völlers neuer Roman ist ein Genremix aus historischem Roman, Liebesgeschichte und Krimi. Wie immer erzählt die Autorin ihre Geschichte unterhaltsam, wobei sie die Zeit der Handlung lebendig und authentisch darstellt. Die Nachkriegsjahre in Essen sind schwer für den Großteil der Bevölkerung, zerbombte Häuser, Kälte im Winter und Hunger sind schwer zu ertragen. Der Schwarzmarkt blüht, obwohl er auch viele Gefahren birgt.

Der Inspektor Carl Bruns soll den Tod einer alten Frau aufklären, die vermutlich nicht von allein aus dem Fenster fiel. Im Zuge der Ermittlungsarbeiten trifft er seine erste große Liebe wieder, die schnell wieder auflebt. Anne sorgt sich um ihre Schwestern und den kleinen Neffen, ein Geheimnis belastet die aufkeimende Beziehung zu Carl. Es geschehen weitere Morde und ein Verbrechen der Nazis an einer Gruppe Polen scheint auch eine wichtige Rolle zu spielen.
Der Fall mit seinen Verstrickungen und Wendungen hätte spannend sein können, wenn er nicht aufgrund der anderen zahlreichen Handlungsstränge immer wieder in den Hintergrund getreten wäre. Echte Polizeiarbeit habe ich hier leider vermisst. Carl konnte sich die Zusammenhänge teils denken oder erahnen und diese haben sich letztlich bestätigt.
Die Liebesgeschichte zwischen Carl und Anne, aber auch die der Schwestern haben unnötige Längen geschaffen, ebenso wie die Freundschaft zu seiner Exfrau und einem Nachbarsmädchen.
Besonders gut fand ich die Darstellung der Nachkriegszeit, die Nöte der Menschen wurden greifbar.
Der moralische Konflikt Carls hätte noch deutlicher herausgearbeitet werden können. Aufgrund seiner Vergangenheit lehnt er Naziseilschaften ab, die den falschen Männern den Weg in Amt und Würden ebnen. Für ihn gibt es hier keine Grauzonen, in anderer Hinsicht fälscht er aber Beweise, wie es ihm zupass kommt.
Für mich war dieser Roman einfach zu überladen, es gab zu viel Stränge, so dass die Spannung auf der Strecke blieb. Schade, denn die Person Carl Bruns war interessant und empathisch.