Ermittlungen im Essen der Nachkriegszeit

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astrid b Avatar

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Das Buch beginnt mit einem Sturz aus dem Fenster - sozusagen der Essener Fenstersturz.

Schnell wird der Polizei, vor allem Carl Bruns, dem Kriminalbeamten der Essener Polizei klar, daß es sich keineswegs um einen reinen Fall, sondern eher um Mord oder Todschlag handelt.

Pikant an der Sache ist, daß die Gefallene die Mutter des gesuchten Nazi-Schwerverbrechers Arnold Hoffmann ist, der an einem Massaker von Fremdarbeitern, kurz vor Kriegsende, teilgenommen hatte und in Abwesenheit zum Tode verurteilt wurde.

Seine Ermittlungen führen Carl nach Köln, wo er den Erben der getöteten Hausbesitzerin Adelheid Hoffmann auffinden möchte. Diese hatte ihren Enkel eingesetzt, das ihr gehörende Mietshaus zu erben.
Als Carl in Köln eintrifft, stellt er fest, daß der kleine Enkel Emil der Neffe seiner einstigen Jugendliebe Anne ist. Deren Schwester Frieda war mit Arnold Hoffmann verheiratet.
Soweit zum Beginn.

Anfangs geht es etwas behäbig zu, die Ermittlungen kommen nicht so recht voran.
Carl, durch das Wiedersehen mit Anne ein wenig abgelenkt, da er noch immer etwas für sie empfindet, kommt nur langsam voran.
Dann aber, Richtung zweite Hälfte des Buches wird es immer spannender, auch verworrener und zu guter letzt richtiggehend überraschend.
Das hat mich dann mit dem etwas langsameren ersten Teil versöhnt.

Das besondere an dem Roman ist, daß er die unmittelbare Nachkriegszeit beleuchtet. Ein wichtiges Thema ist die Entnazifizierung und die Polizei.
Wie viele ehemalige Nazis es dann doch in den Polizeidienst schafften, einfach weil ein eklatanter Mangel an Polizisten herrschte.
Die bittere Armut und der noch immer vorhandener Nahrungsmittelmangel, kurz vor der Währungsreform.
Wohnverhältnisse, die sich heute kaum jemand mehr vorstellen kann, Zwangseinquartierungen, noch immer zerstörte Städte voller Trümmer.


Dies alles wurde sehr gut herübergebracht, man spürte förmlich die Umgebung. Das Lokalkolorit war sehr präsent und überzeugend.
Auch die Personen wurden lebensecht gezeichnet, auch wenn ich nicht alle soo nahbar empfand.
Ein klein wenig fremd blieben mir einige der Figuren doch.

Alles in allem aber gefiel mir der Krimi doch sehr gut und ich kann ihn doch empfehlen, vor allem wegen der Zeit, in der er spielt, die hervorragend dargestellt ist.



Fazit
Der Nachkriegskrimi, 1948 angesiedelt, stellt die Ermittlungsarbeit des Kriminalbeamten Carl Bruns dar.
Sehr interessant im Zusammenhang mit der Zeit, die noch sehr von den Kriegsjahren geprägt war.
Anfangs etwas behäbig, aber im Laufe des Buches immer flotter und auch spannender.