Krimi-Debüt

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piret Avatar

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Auf dieses Krimi Debüt von Eva Völler habe ich mit viel Spannung und Vorfreude hin gefiebert.
In ihrem gewohnten einfühlsamen und bildhaften Schreibstil nimmt uns Eva Völler mit in das Deutschland nach dem zweiten Weltkrieg. Es herrschen Hunger und Elend, aber auch eine gewisse vorfreudige Aufbruchsstimmung in die Friedenszeiten. Diese Momente werden wunderbar eingefangen und durch die verschiedenen Protagonisten kann man sich in viele unterschiedliche Situationen und die damalige hinein versetzen. Die Protagonisten sind so lebhaft und detailliert gezeichnet, man hat jeden einzelnen vor sich.

Ich habe mich vor allem auf Einblicke in die Ermittlungsarbeit zu dieser Zeit gefreut, da ich in diesem Zeitraum noch keinen Krimi gelesen haben.
Leider kam diese Ermittlungsarbeit und auch generell die ganzen Polizeiarbeit/der Alltag für mich stellenweise zu kurz. Es wurde viel Wert auf die Zeichnung der Figuren und ihren Alltag, sowie die einzelnen Problematiken mit denen diese zu kämpfen haben gelegt. Diese Aspekte waren auch absolut spannend zu lesen, das will ich gar nicht bestreiten, allerdings kam der Krimi-Aspekt gelegentlich nicht komplett durch.

Interessant war auch herausgearbeitet, wie schwierig es war, die ehemaligen Nazis aus allem heraus zu halten und wie schnell und leider offensichtlich relativ einfach diese doch zurück in ihre Berufe konnten. Deutschland nach dem zweiten Weltkrieg zu ordnen war definitiv nicht einfach, das wurde hier sehr deutlich. Auch das Massaker, welches am Anfang beschrieben wurde, beruhte auf wahren Begebenheiten und hat mich noch einmal zeigen können, wie gnadenlos die Nazis auch noch kurz vor Ende für ihre Ideologie gekämpft haben. Beängstigend, aber sehr real geschildert.

Dafür haben es dann die letzten Meter absolut in sich, die Ereignisse überschlagen sich. Einige Wendungen konnte ich gegen Ende erahnen, einige waren allerdings für mich auch komplett überraschend. Die Überraschung ist aber genau das, was ich an einem guten Krimi wiederrum mag: Wenn ich alles schon vorher erahnen kann, ist es meistens eher schade, ich lasse mich gerne bis zum Ende "an der Nase herumführen".

Insgesamt ein sehr gelungenes Buch, ich hätte gerne noch etwas mehr krimifeeling gehabt.