Opfer oder Täter?

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anne2809 Avatar

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Eigentlich bin ich ja kein großer Fan von historischen Kriminalromanen, lese beides lieber in "Reinform". Aber dafür ein umso größerer Fan von Eva Völler, der Grund, warum ich dem Buch überhaupt eine Chance gab. Und ich habe es keine einzige Sekunde bereut!
Zugegeben, der Kriminalfall steht anfangs nicht im Vordergrund.
Da ist zum einen die schwierige Lage der Polizei im Nachkriegsdeutschland, das noch längst nicht frei von Nazis ist, im Gegenteil, sie drängen zurück in ihre früheren Ämter.
Zum anderen die persönliche Beziehung zwischen Ermittler Carl und seiner Jugendliebe Anne, die jetzt zum Kreis der Verdächtigen in einem Mordfall zählt.
Eindrucksvoll wird die katastrophale Lage der Bevölkerung in Essen wenige Jahre nach Kriegsende beschrieben, wie immer bei Eva Völler in einer sehr bildhaften Sprache, so dass man sich als Leser hineinversetzt fühlt in eine Zeit, die man zum Glück nicht erleben musste...
Und fast nebenbei nimmt dann auch der Kriminalfall an Fahrt auf. Plötzlich scheint fast jeder verdächtig, und über allem steht die große Frage der Schuld.
Opfer oder Täter? Nicht immer leicht zu beantworten.
Ein fesselnd geschriebener, zunehmend spannend und auch zum Nachdenken anregender (Kriminal-) Roman, der doch so viel mehr ist als "nur" ein Krimi...
Absolute Leseempfehung von mir!