Schuldig oder nicht schuldig - Im Krieg ist alles relativ

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andrena Avatar

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Die Polizei in Nachkriegsdeutschland ist mit dem Makel der Mittäterschaft behaftet. Viele Mitglieder hatten sich der SS angeschlossen, einige wurden verurteilt und aus dem Dienst entlassen. Aber schon wenige Jahre nach Kriegsende verschwimmen die Grenzen zwischen Gut und Böse immer mehr. In dieser Zeit wird Inspektor Carl Bruns zu einem Mord gerufen. Der vermeintliche Täter ist ein Bekannter aus dem Polizeidienst, der bei einem Massaker 35 Zwangsarbeiter ermordet haben soll. Seit Kriegsende ist er untergetaucht, denn die Briten haben ein Todesurteil gegen ihn verhängt. Und jetzt liegt die Mutter des Massenmörders tot auf der Straße. Auf einmal gerät Carls Jugendliebe ins Visier der Ermittler, denn ihre Geschichte ist mit der des Mörders verwoben.

“Helle Tage, Dunkle Schuld” beschreibt eindringlich die Verhältnisse, die nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs in den Ruinen des Ruhrgebiets herrschten. Die Menschen kämpfen ums nackte Überleben. Mittendrin stecken die Charaktere des Buches, die mit ihren eigenen Problemen zu kämpfen haben. Wo bekommen sie genug zu Essen? Haben sie ein Dach über dem Kopf oder müssen sie weiter in den Ruinen schlafen?

Eingebettet in die Geschichte über Armut und Überlebenskampf baut sich eine Kriminalgeschichte auf, bei der nichts ist, wie es scheint. Der Spannungsbogen spannt sich ab Beginn des zweiten Drittels des Buchs bis zum Ende und reißt kaum ab. Über all dem schwebt die Frage: Wie viel Schuld trägt jeder Mensch nach dem Krieg in sich? Und wie lässt sich die Schuld relativieren, wenn man dadurch einen geliebten Menschen schützt?

Als ich angefangen habe, das Buch zu lesen, habe ich bei weitem nicht so ein spannendes Buch erwartet. Neben der eindrücklichen Beschreibung der Zerstörung und des Leid der Menschen nimmt die Kriminalgeschichte rasant an Fahrt auf. Über die Zeit entwickeln sich immer mehr Beteiligte zu Tätern und Opfern, wenn nicht zu beidem. Das Buch ist bis zum Schluss spannend. Durch die verwendete Sprache kann man sich wunderbar in die Zeit nach dem Krieg hineinversetzen.

Von mir gibt es eine klare Empfehlung für das Buch.