Von Schuld und Schuldigen

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justm. Avatar

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Es ist nur ein knappes halbes Jahr im Jahre 1948, das man, als Leser*in an der Seite von Hauptfigur Carl Bruns, seines Zeichens Kriminalinspektor in Essen, verbringt. Aber in diesen wenigen Monaten passiert so einiges, und es ist an Carl all die Verbrechen und Geheimnisse um ihn herum aufzuklären.

Autorin Eva Völler hat für „Helle Tage, dunkle Schuld“ ganz augenscheinlich eine Menge recherchiert. Das merkt man und das ist auch grundsätzlich etwas Gutes. Leider verliert sie sich, für meinen Geschmack, aber ein ums andere Mal in Details (gerade wenn es um die Arbeit von Krankenschwester Anne geht), derer es nicht bedarf und die so eher ablenken, als zur eigentlichen Geschichte beizutragen. Deren Wendungen und das Konglomerat an Personen, das Völler hier aufs Tableau bringt, ist an Stellen ohnehin schon nicht ganz leicht zu folgen.

Unabhängig davon ist es dennoch eine interessante Geschichte, die absolut unvorhersehbar ist und deren Wendungen einem beim Lesen ein übles Gefühl verursachen, wenn man bedenkt, wie es zur damaligen Zeit nicht nur in der allgemeinen Bevölkerung zuging, sondern welch brauner Klüngel selbst nach Kriegsende noch in Behörden, auch bei der Polizei, ihr Unwesen trieb und treiben durfte.

Trotz des Ekels, den die damalige Zeit und das Handeln einiger Personen hervorruft, war der Schreibstil im Großen und Ganzen angenehm, allerdings schien sich Völler nicht ganz zwischen Bildungssprache und Ruhrgebiets-Platt entscheiden zu können, die sich munter abwechselten und dabei nicht immer den entsprechenden Personen geschuldet waren.

Schuld ist ohnehin ein großes Thema im Buch, das hier von ganz vielen unterschiedlichen Seiten beleuchtet wird. Beinahe jede Figur in dieser Geschichte hat irgendeine Art von Schuld zu tragen. Manche ganz offensichtliche. Bei Anderen kommt sie erst nach und nach zum Vorschein.

Und so ist „Helle Tage, dunkle Schuld“ ein interessanter Kriminalroman, der zu einer Zeit spielt, in der die hellen Tage noch sehr viel seltener, als die Schuld der Einzelnen und die Schuld der Masse, hervorblitzten, deren Figuren zwar bemerkenswert, aber nicht wirklich nahbar wirkten, und der dennoch selbst Lesern, die es, wie ich, nicht so mit historischen Romanen haben, empfohlen werden kann.