Ruhiger, nordischer Krimi mit Einblicken in das Leben einer Sekte

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"Helle und der falsche Prophet" ist das erste Buch von Judith Arendt, das ich gelesen habe. Ein relativ unauffälliges Cover verspricht einen Dänemark-Krimi mit skandinavischer Gemütlichkeit.
Die Hauptprotagonistin Helle Jespers, eine etwas spezielle Polizistin in mittlerem Alter, hat es hier mit einem sehr außergewöhnlichen Fall zu tun: mehrere Morde scheinen von einem mysteriösen Pärchen verübt worden zu sein, deren Hintergründe in einer religiösen Glaubensgemeinschaft zu suchen sind. Helle ermittelt und dies so intensiv, dass sogar ihre Familie mit in den Fall hineingezogen wird.
Die Kapitel haben eine angenehme Länge und erzählen aus wechselnden Perspektiven. Die Autorin erzählt in einem ruhigen Tempo und lässt auch den speziellen Reiz des skandinavischen Krimis mit einfließen - Atmosphäre und ebenso eine gewisse Gemütlichkeit, die hauptsächlich im Privatleben der Ermittlerin zu finden ist. Die "private" Helle gefällt mir unheimlich gut und die Kapitel, die von ihrer Familie, mitsamt Hund Emil erzählen, sind mit die schönsten des Buches.
Da sich die Geschichte auch um eine Sekte dreht, bekommt man hier einen guten Einblick, was in solchen Gemeinschaften passiert und wie Menschen manipuliert werden. Dies ist sehr interessant und erschütternd. Manche Passagen, Hiob betreffend, sind mir persönlich aber manchmal etwas zu ausführlich beschrieben und etwas langatmig.
Insgesamt ist Judith Arendt aber ein ansprechender Kriminalroman gelungen, der neugierig auf weitere Fälle der Ermittlerin Helle Jespers macht. Wer ruhige Krimis mit ein wenig "Hygge"-Gefühl mag, ist hier absolut richtig!