Vielversprechender Anfang, toller Schreibstil, interessante Hauptfigur

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gluexklaus Avatar

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Hier kann definitiv jemand richtig gut schreiben :-). Die Leseprobe von „Helsin Apelsin“ hat mir wirklich großen Spaß gemacht.
Das Buchcover fasst den Inhalt des vorgestellte Textes wunderbar anschaulich zusammen. Darauf ist das Mädchen Helsin sieben Mal mit einem Stuhl zu sehen, auf sechs Bildern macht sie Faxen und es scheint ihr gut zu sein. In der Mitte des Covers, auf dem siebten Bild erkennt man deutlich, dass Helsin gerade an ihrem „Spinner“ leidet: Ihr Gesicht ist wutverzerrt, sie wird umrahmt von einem knallroten Stern und den Stuhl hat sie vor Zorn umgeworfen. Ein wirklich aussagekräftiges und passendes Titelbild!
Stefanie Höflers Schreibstil gefällt mir sehr gut. Er ist flüssig zu lesen, wirkt aber nicht einfach, abgehakt und langweilig. Die Autorin formuliert nämlich sehr bildhaft, spielt mit der Sprache, aber nicht auf eine komplizierte, sondern eine gut verständliche und altersgemäße Weise. Bei der Beschreibung von Helsins Spinner spürte ich fast am eigenen Leib wie sich das Mädchen gerade fühlen muss.
Helsin ist ein sehr interessanter Charakter. Sie hat ganz schön viele Gefühle in sich. Die allermeiste Zeit ist sie glücklich, aber dann wird sie auch immer wieder von ihren Spinnern übermannt. Eine sehr realistische Figur, mir sind auch im wahren Leben schon viele Kinder begegnet, die bei Kleinigkeiten ausflippen und sich dann überhaupt nicht mehr im Griff haben. Schön, dass es hier um keine „perfekte Heldin“ geht, sondern um ein Kind wie alle anderen mit vielen Stärken und einer für seine Mitmenschen sehr herausfordernden und auffälligen Schwäche.
Bis jetzt schon eine lesenswerte Geschichte. Ich würde gerne wissen, wie es Helsin im weiteren Verlauf ergeht. Wie entwickelt sich die Beziehung Louis weiter, die ja alles andere als ideal begonnen hat? Und findet Helsin vielleicht sogar eine Möglichkeit, mit ihrem „Spinner“ anders umzugehen?
Jedes meiner vier Kinder hat übrigens hin und wieder auch seinen „Spinner“. Gerne würde ich mit ihnen also zusammen das Buch lesen und darüber sprechen. Kinder sehen Kinderbücher ja oft noch einmal aus einem ganz andere Blickwinkel.