Hätte, hätte Henriette

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bookiejulia Avatar

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“Hätte, hätte Henriette.”
Hätte Henriette doch nicht 195 Kilo oder hätte sie ihre talentierten Finger doch für’s Klavierspielen genutzt und hätte sie dann etwas erreicht (außer 195 kg zu wiegen) und hätte sie mal lieber Gemüse gekocht, statt Chips und Pizza per Express zu bestellen und und und..
Irgendwie scheint die Protagonistin nichts richtig zu machen, doch man merkt schnell, dass die Gründe für Hennys Unglück tiefer sitzen. So erfährt sie schon als Kind, dass bedingungslose Liebe nicht bedingungslos jedem zusteht und auch später (jetzt mit 50 Jahren) ist sie irgendwie allein. Da ist zwar die Mutter, doch die Beziehung ist toxisch af und das war’s dann auch schon. Nicht mal eine Katze. Oder ein Wellensittich. Aber langsam tut sich was in Henriettes Leben und mit jeder neuen Begegnung streckt die Protagonistin die Fühler aus ihrem Schneckenhaus und tastet sich schrittweise vor ins Leben - jedes Mal ein bisschen weiter weg von Trauma und Depression.

Stilistisch hat mich das Buch ein bisschen zermürbt. Es sind einige schöne Stellen enthalten, doch bedient sich die Sprache einer einfachen Struktur mit vielen, vielen Wiederholungen. Auf die Dauer des Buches wurde mir das bei dem glücklosen Thema irgendwann beschwerlich und viele Passagen waren mir egal. Durch die zweite Hälfte habe ich mich in kurzen Abschnitte hindurch geschleppt, das muss ich leider zugeben. Dennoch hat mich die Geschichte rückblickend berührt und mit einem schönen Gefühl entlassen.

“Es ist einer dieser Tage, die so heftig nach innen weinen, dass sich alles andere erübrigt.”