Eine wirklich gute Freundschaft

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Henry ist still, meist zurückhaltend und hat ein seltsames Hobby: Er sammelt Dinge, die andere verloren haben, ermittelt die Besitzer und bringt ihnen ihre Sachen zurück, ohne sich zu erkennen zu geben. Als die bunte, fröhliche Pippa mit ihrer Familie ins Haus einzieht und Henry ungefragt auf einem seiner Ausflüge begleitet, beginnt eine wunderbare Freundschaft zwischen den beiden. Zusammen erleben sie zunehmend spannendere kleine Abenteuer und begeben sich auf die Spur eines Geheimnisses.

Die beiden Hauptcharaktere sind sehr unterschiedlich und jeder für sich ein besonderes Kind. Ich lese Sie als Autisten und ADHSlerin, was natürlich - denn hier geht es vordergründig um eine ganz andere Geschichte - nicht explizit erwähnt wird. Ihre Verschiedenartigkeit führt allerdings dazu, dass sie sich wunderbar ergänzen und Pippa schafft es in ihrem schwungvollen Tatendrang beinahe mühelos, Henry mitzureißen. Sie stürzen sich in gewagte kleine Abenteuer und Henry spürt mit jedem Schritt aus seiner Komfortzone, wie er an Selbstvertrauen gewinnt. Mir gefällt, dass die beiden, deren Persönlichkeiten nicht der Norm entsprechen, so ausnehmend positiv dargestellten sind. Da sie so sympathisch sind, fällt es leicht, sich mit ihnen zu identifizieren. Neurodivergente Kinder können sich hier in einer positiven Weise repräsentiert fühlen.
Zum Ende hin wird immer deutlicher, dass der frühe Verlust seiner Mutter Henry mehr zu schaffen macht, als ihm bewusst ist. Pippa und ihre Familie mit ihrem gefühlsbetonten Familienleben zeigen, wie der offene Umgang mit Emotionen im Alltag gut tut. Hier können junge Leser sich - ohne pädagogischen Zeigefinger - gesunde Routinen abschauen.

Ein wunderbares Buch für alle sicheren Selbstleser ab 8 Jahren bzw. eignet es sich auch zum Vorlesen. Meine besondere Leseempfehlung geht an neurodivergente Kinder.