Fehlende Spannung

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Erst vor zwei Tage habe ich „Herbstfunkeln“ von Cara Lindon beendet. Hierbei handelt es sich um den ersten Band der Cornwall-Reihe, welcher am 20. August als eBook erschienen ist.

Mann weg, Job weg, Wohnung weg – kurz vor ihrem 30. Geburtstag hat Alys alles verloren. Zutiefst unglücklich kehrt sie zurück ins romantische Cornwall, ins Haus ihrer Großmutter. Mit Schokolade, Büchern und ihren besten Freundinnen versucht sie sich zu trösten, aber das Leben erscheint ihr leer. Um nicht mehr so allein zu sein, adoptiert sie Mr. Cat, einen missmutigen Kater aus dem Tierheim. Gerade hat Alys sich ihrem Dasein als einsame Katzenfrau abgefunden, da treten gleich zwei Männer in ihr Leben. Der sympathische Jory, mit dem Alys lachen kann, und der erfolgreiche Daveth mit den stahlgrauen Augen, der sie verwöhnt. Das Gefühlschaos ist perfekt. Nun muss Alys sich entscheiden: Kann sie ihrem Herz vertrauen oder steht ihre Vergangenheit ihrem Glück im Weg? Gefühlvoll erzählt Cara Lindon eine bewegende Liebesgeschichte vor der bezaubernden Kulisse Cornwalls, die uns vor die Frage stellt, was wahre Liebe wirklich ausmacht und ob wir sie erkennen, wenn sie vor uns steht.


Schon das wunderschöne Cover verbreitet eine heimelige Atmosphäre. Genau dieses Gefühl hatte ich dann anschließend beim Lesen des Romans auch. „Herbstfunkeln“ hat etwas ganz Authentisches an sich und die besondere Stimmung in Cornwall kommt auf Anhieb rüber. Ein Zitat von S. 90 beschreibt treffend, wie sich die Atmosphäre des Buchs angefühlt hat: „„Malerisch“, romantisch“ und „idyllisch“ lauteten die Worte, die Alys heraushörte, als sie neben ihrer Freundin durch die schmalen Gassen ging [...]“.

Die Autorin unterstreicht den Charme des Buchs und Handlungsortes sehr gut, beispielsweise durch die kornischen Namen der Charaktere, die von der englischen Schreibweise abweichen. Solche kleinen Details haben mir sehr gut gefallen.
Auch die Idee des Buchs hat mir zugesagt. Alys befindet sich zu Beginn in einer Lage, vor der ich mich immer fürchte: Sie hat alles verloren. Aus dieser schwierigen Lebenssituation eine Geschichte der Selbstfindung und der Liebe zu basteln, ist eine tolle Idee für einen Roman, allerdings ist diese nicht ganz neu. Gestört hat mich dies jedoch nicht, da sich durch Liebesgeschichten oft dieses eine, bestimmte Grundmuster zieht.

Zu Beginn des Romans war mir die Protagonistin Alys sofort sympathisch. Vielleicht liegt dies daran, dass sie so am Boden war, dass der Leser nur Mitleid mit ihr empfinden kann. Andererseits geht Alys so souverän mit dem Tod ihrer Großmutter um, dass ich sie einfach gern haben musste. Gleichzeitig ist es als Leser auch schön, die besondere Freundschaft zu Chesten und Bree zu spüren. Die Verbindung zwischen den Dreien ist so inspirierend, dass es Spaß gemacht hat, ihren Schicksalen zu folgen.

Neben einzelnen Rechtschreib- und Grammatikfehlern sind mir leider einige weitere Punkte aufgefallen, die ich zu bemängeln habe. Zunächst zieht es sich konstant durch das Buch, dass die Autorin zu viel beschreibt und teilweise sehr wenig wörtliche Rede benutzt. Die Beschreibungen beschränken sich des Weiteren meist auf die Umgebung und Außenwelt, sodass mir so manchmal die Gefühle von Alys etwas zu kurz kamen. Die vielen Landschaftsbeschreibungen tragen zwar zu der angesprochenen Atmosphäre bei, wirken jedoch eindeutig der Spannung entgegen. Meiner Meinung nach zieht sich „Herbstfunkeln“ daher besonders im Mittelteil sehr und verleitet eher zur Langeweile. Wie Cara Lindon selbst treffend in ihrer Danksagung erwähnt hat: „Show, don‘t tell“. Ich persönlich hätte es mir gewünscht, dass die Autorin die Geschehnisse noch mehr zeigt und nicht nur nacherzählt.

Darüber hinaus war die Geschichte von Alys aus meiner Sicht absolut vorhersehbar. Es war für mich von Anfang an klar, ob und mit wem – Jory oder Daveth - sie schlussendlich zusammenkommen würde. Noch dazu wirkt es den Großteil der Zeit so, als würde Alys sich selbst noch nicht gefunden haben bzw. gar nicht wissen, was sie vom Leben will, da sie scheinbar immer noch der Zeit mit ihrem Exfreund hinterhertrauert.

Trotz meiner Kritik findet „Herbstfunkeln“ einen runden Abschluss und hinterlässt somit bei mir dann doch noch ein positives Gefühl. Ich bin gespannt, wie es in Band 2 und 3 mit Alys‘ Freundinnen Bree und Chesten weitergehen soll. An dieser Stelle möchte ich mich auch noch mal bei dem Vorablesen-Team für das kostenlose eBook bedanken!