Durchaus kurzweilige und vor allem kurze Lektüre. Leider als Selbstdarstellung so unglaubwürdig, dass sich die Freude an den vermeintlich originellen Beobachtungen der Mitmenschen rasch eintrübt. Das lässt sich an der Herbeiführung der Ausgangssituation der Zugreise leicht belegen. Der fiktionale Colagrossi versucht, im Düsseldorfer DB-Reisezentrum eine Fahrkarte und Platzreservierung nach Hamburg zu erstehen. Dies wird ihm mit der kafkaesken Begründung verweigert, dieses Ticket sei auch am Automaten erhältlich. Dass er früher schon mal beim Kauf mehr Erfolg gehabt habe, solle er doch durch Vorlage der seinerzeitigen Fahrkarte belegen. Von der Security wird er dann unsanft vom Schalter entfernt, fährt mit dem Taxi nach Hause, hat und findet da auch noch die alte Fahrkarte, fährt mit dem Taxi zurück - und kann dann, zumindest teilweise wieder auf unserem Planeten angekommen, am Schalter sowohl die Fahrkarte als auch, wenige Minuten vor Zugabfahrt, die Platzreservierung ohne Problem kaufen. Man muss schon viel Humor aufbringen, eine derart an den Haaren herbeigezogene Darstellung erheiternd zu finden. Im Zug findet er in dem ansonsten ganz leeren Abteil ausgerechnet auf seinem reservierten Platz (der aus simplen technischen Gründen weder damals noch heute als reserviert angezeigt sein konnte) einen schlafenden Mitreisenden vor und etabliert sein fiktives Alter ego gleich als Unsympathen, indem er sein Reservierungsrecht umständlich und unnötig durchsetzt, weil er gerne in Fahrtrichtung am Fenster sitzen möchte. Nach dieser zwar absurden und leicht peinlichen, aber wenig komischen Exposition mag man eigentlich schon nicht mehr weiterlesen. Aber es kann wohl auch witzig sein, wenn der vermeintliche Humor aus der unfreiwilligen oder als naiv dargestellten Selbstherabwürdigung erwächst. Colagrossi hatte offenbar das große Glück, für Kerkeling schreiben zu können, der geradezu jeden Text schauspielerisch zum Geniestreich werden ließ. Auf sich allein gestellt, dürfte er nicht jedes Publikum erreichen und überzeugen.