Bei der Einwanderung ging das "O" verloren.

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suse9 Avatar

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Nein, so einfach lockt man mich nicht: Ein schwach beleuchteter kleiner Laden, der auch noch „Laden der Wünsche“ heißt, mit zwei Schemen hinter der Scheibe, vielen kleinen Notizzettelchen an der Türscheibe, Kistchen und Schächtelchen, die zum Schnökern einladen. Niemals würde ich auf diese Masche hereinfallen. Und doch ging ich näher, griff nach dem Buch, freute mich an Cover und Titel und erst dann entdeckte ich, dass es der neue Roman von Florian Beckerhoff ist. Okay, ich bin käuflich, war verloren, wehrte mich nicht mehr. Ich gestehe, auch wenn ich erst zwei seiner Romane gelesen hatte, wusste ich doch, Florian Beckerhoff schreibt nur für mich.

Kleine Leute, ihre Geschichten, Gefühle und Träume nimmt er ins Visier und schenkt ihnen Aufmerksamkeit. In Herrn Haiduks Laden geben sie sich die Klinke in die Hand. Jeder kennt sie und man selbst wird auch sichtbar. Man muss den Klappentext des Buches nicht kennen. Mir war er egal und las ihn erst am Ende, wieder einmal froh, so entschieden zu haben, denn viel zu viel wird verraten. Um den Laden zu betreten braucht man ihn nicht, nur ein offenes Herz ist vonnöten.

Ach, was für schwülstige Worte ich gerade geschrieben habe und doch spiegeln sie meine Gefühle. „Herrn Haiduks Laden der Wünsche“ ist langsames Buch, eins, das man in die Leseecke gekuschelt, die Welt ausschließend langsam lesen sollte. Ich habe es viel zu schnell verschlungen, aber wie sollte ich stoppen? Nur schemenhaft wie die Figuren hinter dem Schaufenster lief mein alltägliches Leben ohne mich am Rande weiter. Danke an meinen Mann, der dies respektierte und danke an Florian Beckerhoff, dass er wieder einmal an mich gedacht hat.