Das Glück ist hier und jetzt, oder es ist gar nicht!

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kainundabel Avatar

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„Der Herr segne Sie!“ Die Gläubige Frau gehört zu den Stammkunden von Herrn Haiduks Laden. Genauer: dem kleinsten Kiosk Berlins, eingezwängt zwischen zwei hohen Nachbargebäuden und rückwärtig begrenzt von der mächtigen Gruft eines Friedhofs. Hier hat sich Herr Haiduk in seinem kleinen ruhigen Leben eingerichtet, zwischen Zigaretten, Kaffee, Zeitschriften und Lottoscheinen. Mit der Beschaulichkeit ist es allerdings vorbei, als eine Kundin, die schweigsame französische Studentin Alma, eine verlorene Quittung findet. 13 Millionen Euro ist sie wert. Alma will den Besitzer ausfindig machen, und Herr Haiduk fühlt sich verpflichtet, ihr bei der Suche zu helfen. Sie setzen ihren Plan in die Tat um, und der Leser lernt auf diese Weise hautnah die Menschen kennen, die sich von dem Geld das große Glück erhoffen. Allein die Idee, so viel Geld zu besitzen macht sie verrückt, sie lassen sich hinreißen zu Lügen und Fälschungen. Jedes Mittel scheint ihnen recht zu sein. Alma, Herr Haiduk und sein Gehilfe Adamo (der Sänger stand Pate) müssen erkennen, dass das Glück für diese Menschen offenbar darin besteht, von einem anderen Leben zu träumen und nicht das Beste aus dem Leben zu machen, das sie haben. Manche geraten darüber ins Grübeln, erkennen ihr wahres Glück und gehen gestärkt und um Erkenntnisse reicher aus diesem Prozess hervor. Andere sind da hartnäckiger und verfolgen ihr Ziel bis zuletzt. Die „Befragung“ der Personen im Hinterhof des Ladens verändern Alma, die zunehmend offener und redseliger wird, aber letztlich nicht den Eindruck erweckt, als sei sie besonders glücklich mit ihrer eigenen Idee, den Glücklichen suchen zu müssen. Allerdings hat der Roman in diesen Passagen auch erhebliche Längen. Trotzdem sollte der Leser das Buch nicht vorzeitig zur Seite legen, denn zum Schluss gewinnt die Handlung noch einmal deutlich an Fahrt. Ganz sicher hat Florian Beckerhoff mit „Herrn Haiduks Laden der Wünsche“ einen Roman geschrieben, der auch den Leser zu manchen Überlegungen, kritischen Selbstreflektionen und individuellen Erkenntnissen führt, bis hin zum vielleicht doch noch überraschenden Ende. Oder wie die Gläubige Frau sagen würde: „Die Wege des Herrn sind unergründlich“. Die Wege der Menschen aber auch …