Die geheimnisvolle Lottofee

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Müsste der kleine Laden von Herrn Haiduk einen Namen bekommen, hieße es „Das Nadelöhr“ oder in der Muttersprache des Betreibers „Le Trou d’Aiguille“. Der Franzose ist der Liebe wegen nach Berlin gekommen. Seine Frau hat ihn allerdings schnell verlassen. Nun arbeitet er gemeinsam mit seinem Gehilfen Adamo in seinem Kiosk, wo auch die scheue Alma Kundin ist. Sie findet eines Tages einen Lottoabschnitt mit den Gewinnzahlen des Jackpots vor der Ladentür. Da es aber Unrecht wäre, diesen selber zu behalten, will sie ihn unbedingt seinem Besitzer zurückgeben. Es beginnt eine umfangreiche Suche, die vieles verändert.

Florian Beckerhoff hat nach Frau Ella erneut eine Personenstudie gemacht. Diesmal geht es um den französischen Kaufmann Haiduk in seinem kleinen Umfeld. Er verkauft Tabakwaren, Süßigkeiten, Zeitungen und ist eben auch Lottoannahmestelle. Alles beginnt damit, dass die Lottozentrale bekanntgibt, dass der Jackpot von 13 Millionen Euro noch nicht eingereicht wurde. Der Gewinner hat den Schein vermutlich bei Herrn Haiduk eingereicht. Wenig später hängen Zettel an allen Laternen des Viertels, auf der eine ehrliche Finderin eben jenen Zettel zurückgeben möchte. Es ist Alma und Herr Haiduk mischt sich kräftig ein, um den wirklichen Gewinner zu ermitteln.
Die in der Vergangenheit liegende Geschichte wird dem Ich-Erzähler von dem Protagonisten in bunten Farben erzählt. Der Schriftsteller und der Ladenbesitzer kennen sich bereits eine geraume Zeit und man darf ein gewisses Vertrauen voraussetzen, warum eine so persönliche Geschichte mitgeteilt wird. Der aus der Schweiz stammende Autor lässt seine Leser dabei tief in die Psychen seiner Figuren blicken. Neben den Hauptfiguren werden auch die potentiellen Gewinner immer wichtiger mit ihren Motivationen, warum sie das Geld dringend brauchen und was sie dafür tun würden. Es entwickelt sich ein wahres Feuerwerk an Emotionen, das trotzdem in geordneten Bahnen zu verlaufen scheint. Als Leser wird man zusätzlich davon abgelenkt, weil man die aufkommenden Fragen für sich selber beantwortet, oder eben manche Reaktionen hinterfragt. Der kleine Laden hat bald mehr im Sortiment als man es anfangs für möglich hielt.

Tiefgründige Dialoge regen an, das Thema Glück weiter zu überdenken. Kann man es kaufen? Amüsiert es einen, darüber nachzudenken? Oder ist „Geld doch nichts anderes als das Versprechen dieser Möglichkeit.“ Der nur 250seitige Roman ist schon beim Anblick des in ausgewogenen Farben gehaltenen Covers ein Magnet, der ganz dringend gelesen werden will.