Kiosk als Drehscheibe

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emmmbeee Avatar

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Herrn Haiduks Kiosk ist so etwas wie ein bescheidener Umschlagplatz für das kleine Glück, das manche Kunden im kurzen Nebel der Zigaretten, dem Klatsch der Zeitungen oder im möglichen Reichtum des Lotteriespiels suchen. Eines Tages verliert einer von Herrn Haiduks Kunden genau das Los, auf welches der Hauptgewinn, der 13 Millionen umfasst, fällt. Nur: Wer ist die oder der Glückliche? Alma, ein stummes Mädchen und Finderin des Lottoscheins, will das Geld nicht für sich behalten und beginnt die Suche nach dem Eigentümer. Natürlich melden sich viele Leute und geben an, dass sie Anspruch auf den Gewinn haben.
Mir gefielen die beschriebenen Charaktere der Hauptpersonen ebenso wie die Schilderungen der Reaktionen der angeblichen Losbesitzer. Klar wirkt alles sehr unwahrscheinlich, ein gefundenes Glückslos liegt ja auch im Bereich der Fabel, doch kann das Lesen eines Märchens für Erwachsene den Leser aus dem Alltag heben und ihn durchaus glücklich machen. Schön zu lesen war, wie Alma sich um den unbekannten Gewinner sorgt und wie Herr Haiduk wiederum sie zu schützen versucht.
Doch etwas mehr Pep im Text, mehr Drive im fortschreitenden Handlungsverlauf wünsche ich mir schon. Manche Passagen ziehen sich ziemlich in die Länge, sodass ich angefangen habe, quer zu lesen. Bei Alma hätte mir etwas weniger Blauäugigkeit besser gefallen. Dass sie ebenso wie Herr Haiduk sich um die besten Lösungen bemüht, aber auf völlig andere Weise, fand ich wiederum einfallsreich. Etwas im Dunkeln bleibt der Erzähler, ein erfolgloser Autor, der einerseits die Geschichte häppchenweise vom Kioskbesitzer erzählt bekommt und andrerseits zum Sprecher der Figuren wird. Alles in allem ein recht unterhaltsames Werk mit Tiefgang.