Der Tod ist ein Mädchen - und verliert seinen Schrecken

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tatjanajaeger Avatar

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Schon der Titel ist so außergewöhnlich, dass man erstmal innehalten und darüber nachdenken muss. Irgendwie scheint das nicht so richtig zueinander zu passen, der „kleine Tod“ und die Anmerkung, dass man auch „Frieda“ zu ihm sagen könne.

Aber genau das erweckt die erste Neugierde, sodass man ganz automatisch einen näheren Blick auf dieses ungewöhnliche Buch riskiert. Das Cover zeigt in witzigem Comicstil einen skeptisch blickenden Jungen und den kleinen Tod in Gestalt eines Mädchens mit unglaublich vielen verwuschelten Haaren, das keck mit einer Sense in der Hand um sich blickt. Der Klappentext verrät dem nun noch interessierteren potentiellen Leser, worum es in den nächsten 200 Seiten gehen wird.

Der 11-jährige Samuel leidet an einer gefährlichen Immunschwäche, die ihn fast sein ganzes Leben lang an ein Krankenhausbett gefesselt hat. Dieses Leben ist bestimmt von der Angst vor allen Gefahren des gewöhnlichen Alltags und als er auf ein seltsames Mädchen mit einer Sense trifft, glaubt er sich dem Ende nahe. Die beiden ungleichen Kinder, die zunächst ganz gegensätzliche Ziele verfolgen, wagen sich gemeinsam in eine Welt, die beiden völlig fremd ist.

Das Buch fesselt den Leser von der ersten Seite an. Obwohl es eine Altersempfehlung ab 10 Jahren hat, langweilt man sich auch als erwachsener Leser keinen Augenblick. Anne Gröger entwirft schon in den ersten Kapiteln zahlreiche charmant skurrile Figuren, die in Erinnerung bleiben und obwohl Themen angesprochen werden, die ernst und traurig sind, gelingt es der Autorin, diese so komisch zu erzählen, dass man als Leser ständig etwas zu lachen hat, wenn auch der ernste Hintergrund immer im Bewusstsein bleibt. Gleichzeitig stellt sie kindgerecht wichtige Fragen danach, ob man seine eigene Freiheit und Freude durch das Vermeiden jeglichen Risikos einschränken sollte.
Ja, das Leben ist lebensgefährlich, in der Welt lauern Keime, Unfallgefahren im Verkehr und Hundebisse. Aber lebt man, wenn man all diese Bedrohungen vermeidet und sich zu Hause verschließt?
Es ist nicht schwer zu erraten, auf welche Antwort die Autorin kommen wird.

Die sehr gelungenen und urkomischen Zeichnungen von Fréderic Bertrand erhöhen den Lesespaß noch ganz besonders für jüngere Kinder.
Das Buch ist aber aufgrund seines extrem witzigen und intelligenten Schreibstils auch für Ältere geeignet, die in der Lage sein werden, zahlreiche Bemerkungen richtig zu verstehen, die jüngeren Kindern noch verborgen bleiben.