Blick hinter die Idylle
Lara und Ingo sind seit Jahren ein Paar, haben zwei Kinder und leben in Hamburg, wo Ingo sein eigenes Start-Up leitet. Nach einigen Besuchen bei Familie und Freunden auf dem Land träumt auch Lara von diesem idyllischen Leben im Grünen, inklusive Gemüse aus dem Garten hinterm Haus, selbstgemachter Marmelade und Eiern von den eigenen Hühnern. Und nun sind sie hier, in Fehrdorf, auf ihrem frisch renovierten Resthof in Alleinlage, aber von Ruhe, mehr Zeit für die Kinder und Anschluss an die gesellige Dorfgemeinschaft sind sie weit entfernt. Der gestresste Ingo pendelt täglich nach Hamburg und als ihm eines Abends auf dem Heimweg eine weiße Hirschkuh vors Auto läuft, bringt sorgt das für ziemlich viel Unruhe.
Martina Behm ist mir und vielen Anderen bisher eher durch ihre wunderbaren Strickdesigns bekannt und hat in diesem Bereich bereits mehrere Bücher veröffentlicht. Natürlich ist das etwas vollkommen anderes als einen roman zu schreiben und dementsprechend gespannt war ich auf ihr Debüt. Die Autorin nimmt den Leser mit in ein holsteinisches Dorf und lässt uns dieses und seine Bewohner in den einzelnen Kapiteln kennenlernen. Nach und nach kommen immer mehr Figuren dazu, beginnend natürlich mit Lara und Ingo, später Schweinebauer Uwe, die Uhlmanns mit ihrer Hähnchenmast, Bauer Enno Wirtz und seine Frau Tove, Jutta und Armin mit ihrem Traum von der alternativen WG auf dem Land, oder auch die Lüdkes mit ihren schottischen Hochlandrindern. Viele verschiedene Figuren mit vielen verschiedenen Geschichten.
Ich bin gut in das Buch gestartet, denn schreiben und eine Geschichte erzählen kann Martina Behm auf jeden Fall. Ich habe mich aber relativ früh gefragt, wo genau die Geschichte hinführt, eben weil man nicht bei Lara und Ingo bleibt sondern eben direkt seinen Rundgang durchs Dorf antritt. Tatsächlich habe ich so die ersten einhundert Seiten lang den roten Faden vermisst, ich konnte dieses noch unzusammenhängende Springen von einer Familie zur Nächsten nicht wirklich einordnen, schließlich dachte ich es geht hier um Lara, Ingo, die tote weiße Hirschkuh und den damit verbundenen Aberglauben zum baldigen Ableben der Beteiligten. Nach und nach hat sich dies Geschichte aber immer mehr entwickelt und Lara und Ingo entpuppen sich bei genauerm Hinsehen genau als der rote Faden, den ich zuerst noch vermisst habe. Mit jeder weiteren Seite bin ich tiefer in das Buch eingetaucht, hat die Dorfgemeinschaft mich aufgenommen und mir einen Blick hinter die idyllische Fassade gestattet. Was dort zum Vorschein kommt hat nichts mehr mit dem idealisierten Bild zu tun, das Lara sich zu Beginn gemacht hat, wir stellen schnell fest, das die Freiheit des Landlebens für manche auch ein Gefängnis sein kann. Zwischen Feuerwehrfesten, Vogelschießen und kuchenbackenden Landfrauen gibt es Einsamkeit, Lieblosigkeit, Geldsorgen, Stress, geplatzte Träume, festgefahrene Ansichten, überholte Traditionen und oft ganz viel Schweigen.
Martina Behm beweist in ihrem Roman ein gutes Gespür für Menschen und zwischenmenschliche Beziehungen. Natürlich kann man ihr an der ein, oder anderen Stelle etwas Klischee unterstellen, aber ich komme selbst vom Dorf und ich kann nur bestätigen, viele dieser Klischees stimmen eben auch. In so mancher Beschreibung habe ich mich selbst, oder auch meine Nachbarn wiedergefunden, etwa wenn es um die Strukturen und die Arbeitsverteilung im Festkomitee geht, oder die Zurückhaltung gegenüber Zugezogenen. An manchen Stellen im Buch musste ich über den wohldosierten Humor schmunzeln und an anderen hatte ich kurz Tränen in den Augen. Die Autorin zerstört das verklärte Bild vom Landleben, das eben nichts mit den Interiorseiten diverser Hochglanzmagazine zu tun hat, andererseits ist ihr Buch aber ein herzerwärmendes Plädoyer für genau dieses. Jeder, der nach dem nächsten Urlaub auf dem Bauernhof direkt im Internet auf Häusersuche geht, sei dieses Buch ans Herz gelegt. Ich will niemandem den Traum vom Landleben ausreden, aber sagen sie hinterher nicht, ich hätte sie nicht gewarnt.
Martina Behm ist mir und vielen Anderen bisher eher durch ihre wunderbaren Strickdesigns bekannt und hat in diesem Bereich bereits mehrere Bücher veröffentlicht. Natürlich ist das etwas vollkommen anderes als einen roman zu schreiben und dementsprechend gespannt war ich auf ihr Debüt. Die Autorin nimmt den Leser mit in ein holsteinisches Dorf und lässt uns dieses und seine Bewohner in den einzelnen Kapiteln kennenlernen. Nach und nach kommen immer mehr Figuren dazu, beginnend natürlich mit Lara und Ingo, später Schweinebauer Uwe, die Uhlmanns mit ihrer Hähnchenmast, Bauer Enno Wirtz und seine Frau Tove, Jutta und Armin mit ihrem Traum von der alternativen WG auf dem Land, oder auch die Lüdkes mit ihren schottischen Hochlandrindern. Viele verschiedene Figuren mit vielen verschiedenen Geschichten.
Ich bin gut in das Buch gestartet, denn schreiben und eine Geschichte erzählen kann Martina Behm auf jeden Fall. Ich habe mich aber relativ früh gefragt, wo genau die Geschichte hinführt, eben weil man nicht bei Lara und Ingo bleibt sondern eben direkt seinen Rundgang durchs Dorf antritt. Tatsächlich habe ich so die ersten einhundert Seiten lang den roten Faden vermisst, ich konnte dieses noch unzusammenhängende Springen von einer Familie zur Nächsten nicht wirklich einordnen, schließlich dachte ich es geht hier um Lara, Ingo, die tote weiße Hirschkuh und den damit verbundenen Aberglauben zum baldigen Ableben der Beteiligten. Nach und nach hat sich dies Geschichte aber immer mehr entwickelt und Lara und Ingo entpuppen sich bei genauerm Hinsehen genau als der rote Faden, den ich zuerst noch vermisst habe. Mit jeder weiteren Seite bin ich tiefer in das Buch eingetaucht, hat die Dorfgemeinschaft mich aufgenommen und mir einen Blick hinter die idyllische Fassade gestattet. Was dort zum Vorschein kommt hat nichts mehr mit dem idealisierten Bild zu tun, das Lara sich zu Beginn gemacht hat, wir stellen schnell fest, das die Freiheit des Landlebens für manche auch ein Gefängnis sein kann. Zwischen Feuerwehrfesten, Vogelschießen und kuchenbackenden Landfrauen gibt es Einsamkeit, Lieblosigkeit, Geldsorgen, Stress, geplatzte Träume, festgefahrene Ansichten, überholte Traditionen und oft ganz viel Schweigen.
Martina Behm beweist in ihrem Roman ein gutes Gespür für Menschen und zwischenmenschliche Beziehungen. Natürlich kann man ihr an der ein, oder anderen Stelle etwas Klischee unterstellen, aber ich komme selbst vom Dorf und ich kann nur bestätigen, viele dieser Klischees stimmen eben auch. In so mancher Beschreibung habe ich mich selbst, oder auch meine Nachbarn wiedergefunden, etwa wenn es um die Strukturen und die Arbeitsverteilung im Festkomitee geht, oder die Zurückhaltung gegenüber Zugezogenen. An manchen Stellen im Buch musste ich über den wohldosierten Humor schmunzeln und an anderen hatte ich kurz Tränen in den Augen. Die Autorin zerstört das verklärte Bild vom Landleben, das eben nichts mit den Interiorseiten diverser Hochglanzmagazine zu tun hat, andererseits ist ihr Buch aber ein herzerwärmendes Plädoyer für genau dieses. Jeder, der nach dem nächsten Urlaub auf dem Bauernhof direkt im Internet auf Häusersuche geht, sei dieses Buch ans Herz gelegt. Ich will niemandem den Traum vom Landleben ausreden, aber sagen sie hinterher nicht, ich hätte sie nicht gewarnt.