Tolles Debüt

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honeymilky Avatar

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Nach der Lektüre dieses Romans weiß ich gar nicht so genau, ob sich Martina Behm für oder gegen das Landleben ausspricht. Die Autorin zeichnet anhand ihrer Figuren auf jeden Fall ein realistisches Bild vom Leben auf dem Land – mit allen Vor- und Nachteilen. Es ist eine Art Sozialstudie einer Gemeinde auf dem Land. Man lernt viele Bewohner nach und nach kennen und schaut dabei auch hinter die Kulissen.
Als Städter stellt man sich das Leben auf dem Dorf angenehm vor, eben total idyllisch, jeder hilft jedem, alles ist entspannt. Ganz so ist es aber dann wohl doch nicht.
Vor allem die realistische Darstellung der Landwirtschaft fand ich sehr interessant und aufschlussreich: Massentierhaltung, das Schlachten der Tiere, die Sorgen und Nöte der Landwirte z.B. bezüglich ihrer finanziellen Lage oder des Findens einer geeigneten Frau. Erschreckend, z.T. auch belustigend für mich aus der Stadt war es zu lesen, welche völlig veralteten Rollenbilder, die stark in den Köpfen verankert sind, im Dorf scheinbar noch vorherrschen. Zudem Eltern im Altenteil, die versorgt werden müssen, Kinder, die so nebenher mitlaufen, Eheprobleme. Dazu kommen auch noch diverse soziale Zwänge und Erwartungen, denen sich kaum jemand entziehen kann.
Es ist eine eher ruhige, aber nicht unspannende Geschichte über das Leben vieler Einzelner in einem Dorf. Den eher nüchternen und sachlichen Schreibstil fand ich sehr stimmig. Die weiße Hirschkuh zieht sich dabei die ganze Zeit als roter Faden durch das Buch.
Auf jeden Fall ein unterhaltsamer, tiefgründiger Roman über das Leben auf dem Land, den ich sehr gerne gelesen habe. Klare Leseempfehlung von mir. Die Autorin merke ich mir definitiv!