Leider eher fade...

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern Leerer Stern
kaiserin2201 Avatar

Von

Ganz so begeistert hat mich das Buch von Jorge Nicolás Sanches Rodrigues dann doch nicht wie die Leseprobe mich erwarten ließ.
Zwar witzig in der Schreibe, berichtet das vorgebliche Tagebuch des Erich Honecker eigentlich über alltägliche Erlebnisse, Bedürftigkeiten und Befindlichkeiten desselben und seiner Frau Margot, jedoch so richtig zu fesseln vermag mich das Buch dann doch nicht, denn vieles wiederholt sich in den zwanzig Jahren. Angenehm ist die Einteilung als Tagebuch, denn man muss es nicht in einem durchlesen, sondern darf es getrost hin und wieder beiseite legen. Dass Honecker und seine Frau eigentlich Leute aus der unteren Mittelschicht der damaligen DDR waren zeigen die Probleme und Begebenheiten die Herrn Honecker wie wohl Millionen anderer normaler Menschen beschäftigen. Auch schon zu seiner Zeit als Staatschef, so will es uns der Herausgeber glauben machen. Ich habe das Glück in einer Demokratie geboren und aufgewachsen zu sein, und kann mir nur schwer vorstellen wie es ist in einem Staate wie der DDR gelebt und gelitten zu haben. Vermutlich braucht es eine sehr große Portion Galgenhumor und Selbstverleugnung um in den ehemaligen Diktaturen wie auch u. a. in Chile, der Heimat des Autors, überlebt zu haben. Wie Menschen dieses Buch beurteilen mögen die das Pech haben in solchen Ländern leben zu müssen, mag dahingestellt sein, mir bleibt ein Gefühl des Unbehagens zurück nach der Lektüre dieses Buches, weil eben alles so banal ist was Herr Honecker und Konsorten dachten und fühlten, aber vielen Menschen das Leben mit eben ihrer Denke und der damit verbundenen Macht zur Hölle gemacht haben. Sehr zwiespältig gebe ich drei Sterne, denn als Warnung vor eben diesen Gestalten, die unfähig sind und waren die komplexen Strukturen einer sozialen Gesellschaft zu erkennen und zu führen, sondern bei ihrer Aufgabe und ihrem Auftrag der Fürsorge des Staates und seiner Bewohner gerecht zu werden eigentlich vollkommen versagt haben, ob aus Eigennutz, Einfältigkeit gepaart mit Machtgier und dem Anspruch der alleinig glücklich machenden Weisheit, leider nicht gerecht wird.