Sprecher authentisch, Inhalt leider flach

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kindder80er Avatar

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Auf das Hörbuch hatte ich mich richtig gefreut, bin ich doch ein Ostkind. Über Honni zu lachen, war damals nicht gern gesehen - außerdem war ich zur Wende noch ein Kind. Die 90er waren dann während der Teenagerzeit prägend für mich und auch die 2000er aus der fiktiven Sicht eines Erich Honeckers waren für mich reizvoll.

Einleitend kommt der "Fahrer" Honeckers zu Wort, der mit starkem spanischen Akzent spricht. Danach geht es schon mit Reiner Kröhnert los, der den Erich wirklich gut drauf hat. Er ist kaum vom echten Honni zu unterscheiden, redet auf den CDs aber ruhig und meistens gut verständlich.

Nach den ersten paar Tracks war ich aber schon enttäuscht. Natürlich sind es Tagebucheinträge, aber müssen die denn derart kurz sein? Abgehackt und zum Teil dadurch derart "flach" gehalten, kommt keine richtige Stimmung auf. Das zieht sich durch das ganze Hörbuch: Erich findet seine Brille nicht, Erich bekommt jedes Jahr vom Nachbarn einen Weihnachtsbaum, Erich geht es jedes Jahr am Neujahrstag aus "unerfindlichen" Gründen schlecht, Erich hat am Viagra genascht und bekommt eine Latte, die von Margot mal wieder nicht gewürdigt wird. Diese flachen Witzchen taugen noch nicht einmal dazu, mir ein Schmunzeln abzuringen.

Die hellen Momente gibt es aber durchaus auch! Wenn Erich z.B. im Supermarktregal vor zig verschiedenen Gurkensorten steht und nicht weiß, welche er nehmen soll. "So etwas hätte es in der Deutschen Demokratischen Republik NICHT gegeben." DAS glaubt man ihm aufs Wort und WEIß das sogar! Oder wenn er fabuliert, dass mit Facebook und Twitter die Überwachung wirklich einfacher und nicht so personalintensiv ausgefallen wäre...

Leider werden diese guten Phasen eben durch wirklich flache Gags unterbrochen. Der Sprecher macht seine Sache durchaus gut, wird aber auch unterbrochen vom "Fahrer", der einige klärende Dinge zu sagen hat. Der Ton wird dadurch schlagartig leiser und man muss deshalb andauernd lauter machen. Sobald "Honni" wieder spricht, wird es wieder zu laut.

Insgesamt also recht enttäuschend. Dem Sprecher mache ich keinen Vorwurf - der Inhalt hätte nur etwas gehaltvoller sein können.