Weniger witzig als erhofft

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Erich Honecker, Generalsekretär des Zentralkomitees der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands, Staatsratsvorsitzender und Vorsitzender des Nationalen Verteidigungsrates (vor dem Vorlesen kräftig Luftholen! ;-) ), ist nicht am 29. Mai 1994 gestorben - das beweisen seine in den Jahren 1994 bis 2015 geführten Tagebücher, die nun von Jorge Nicolás Sanchez Rodriguez, dem ehemaligen Fahrer der Honeckers in Chile, herausgegeben worden sind. In den Tagebüchern beschreibt Erich Honecker sein Leben und seinen Alltag in Chile nach dem vorgetäuschten Tod.

Die Tagebucheinträge sind meistens unterhaltsam und manchmal auch sehr witzig. z. B. wenn Erich gerne etwas mehr Privatsphäre in seinem Garten hätte ("Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu bauen"), seinem Enkel an Weihnachten einen Scheck schenkt ("nur den Betrag müsste Robbie dann gefälligst selbst eintragen - das wird man ja wohl erwarten können.") oder sich über die VW-Krise freut. Die Einträge sind ein bunter Mix aus Privatleben und Erich Honeckers Blick auf die zeitgeschichtlichen Ereignisse, aus denen er natürlich seine ganz eigenen Schlüsse zieht - und im Unrecht ist er natürlich nie! Und auch seine Frau Margot bekommt mehr als einmal ihr Fett weg.

Leider ist "Hier ist alles Banane" aber lange nicht so witzig, wie ich es mir erhofft habe. Manchmal kommt der Witz recht mühsam daher und auch die Tagebucheinträge schleppen sich zum Teil zäh dahin. Es kann natürlich sein, dass das Buch für Menschen, die die DDR miterlebt haben, noch ein wenig interessanter/lustiger ist. Für mich war es teilweise ermüdend. Deshalb kann ich auch nur 3 Sterne vergeben.