Auf der Suche nach den eigenen Wurzeln

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metalpanda Avatar

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Ein frisch geborenes, untergewichtiges Baby wird von seiner Mutter auf den Stufen zum YMCA abgelegt. Eingewickelt in ein Sweatshirt der Mutter und ein Schweizer Messer als Mitgift der verzweifelten Mutter an ihre Tochter.
Das Mädchen kommt erst ins Krankenhaus und anschließend von einer Pflegefamilie zur nächsten, bis sie schließlich bei alleinerziehender Miranda und ihrer Tochter Lydia-Rose landet. Shannon - so wird das Findelkind genannt - hat einige psychische und körperliche Probleme. Sie ahnt, dass ihre Eltern wahrscheinlich der untersten Schicht der sozialen Gesellschaft angehören. Ihre Behinderung kommt sehr wahrscheinlich vom Rauschmittelkonsum der Mutter. Doch Shannon macht sich trotzdem auf die Suche nach ihrer Mutter. Das gestaltet sich anfangs nicht besonders einfach, denn der Augenzeuge ihrer Aussetzung hat seinerzeit falsche Angaben zum Aussehen ihrer Mutter gegenüber der Polizei gemacht. Doch Shannon wendet sich an eben diesen Augenzeugen und macht ihn zu ihrem "Komplizen" auf der Suche nach ihren Wurzeln...

Die Geschichte um Shannon ist sehr herzergreifend und mitleiderregend. Man kann sich die Beschreibungen der dargestellten Verhältnisse sehr bildhaft vorstellen, auch die schlimmen Szenen, der Drogenkonsum der Eltern mit sehr schlimmen Folgen, die Ausreißversuche Shannons und ihre Erfahrungen mit der "Unterwelt"... Andererseits werden auch die guten Charaktere sehr lebhaft dargestellt, wie Miranda, der Augenzeuge Vaughn, Shannons Pflegeschwester Lydia-Rose... Die Autorin Marjorie Celona hat sich die Mühe gemacht, alle Details sehr ausufernd zu beschreiben. Manchmal leider auch zu ausufernd. Dauernd wird beschrieben, wer sich wie kleidet, welcher Geruch im Auto herrscht, welche Klamotten der Altkleidcontainer enthielt usw. Das macht das ansonsten wirklich sehr gute Werk leider stellenweise zu langatmig, sodass man versucht ist, ein paar Seiten schnell zu überblättern, damit die Handlung endlich weitergeht.
Den Schluss fand ich persönlich nicht ganz gelungen, ich hätte mir gewünscht, etwas mehr über die weitere Entwicklung Shannons zu erfahren, und vor allem - ob das glückliche Finale ihr auch auf der immerwährenden Suche nach dem eigenen "Ich" verholfen hat oder ob sie immer noch nicht weiß, wohin sie eigentlich gehört.

Insgesamt betrachtet ist es ein Buch mit sehr interessanten, spannenden und mitreißenden Ansätzen, die Umsetzung hapert leider an manchen Stellen. Man soll viel Geduld mitbringen, wenn man das Buch aufschlägt - zusammenfassend aber ein durchaus lesenswerter, nachdenklich machender Roman.