Gute Idee, mittelmäßige Umsetzung

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Cover:
Die Aufmachung und der Titel haben mich sehr neugierig gemacht und mir gar keine andere Wahl gelassen, als das Buch lesen zu wollen. Dieses schwebende Mädchen passt sehr gut zur Geschichte. Auch die Protagonsitin weiß nicht, wo sie herkommt und zu wem sie gehört- ist in der Schwebe. Dazu noch in dieser skurrile und gleichzeitig für mich auch melancholische Titel und man spricht von einer gelungenen Aufmachung! Absolut schön und ganz anders als die breite Masse.
Auch das Originalcover ist sehr ansprechend und besonders gestaltet. "Y" ist ebenfalls ein klasse Titel für dieses Werk.

Schreibstil:
Ich kämpfte damit. Man kann auf keinem Fall von einem unangenehmen oder schlechten Schreibstil sprechen. Dennoch habe ich mich einigermaßen durchwühlen müssen und habe mich nicht, wie sonst, einfach nur unterhalten gefühlt und mich entspannt. Die Stimmung, die der Stil vermittelt, erschien mir etwas träge und schwermütig. So zog sich das Lesen bei mir auch länger hin, da ich schnell die Lust beim Lese verlor und nicht so "runtergezogen" werden wollte. Es ist schwierig zu beschreiben, was das Buch mit mir gemacht hat, aber auf jeden Fall ist es keine leichte Sommerlektüre, sondern von der Botschaft und dem Thema her sehr melancholisch und nachdenklich stimmend. Das lag auch daran, dass es sehr viele ausschweifende Beschreibungen von allem gab, was mich immer eher langweilt. So war es ein wahres Überraschungsbuch, wenn auch nicht unbedingt positiver Natur, da viele Beschreibungen schneller zu Langatmigkeit führten.


Thema/ Inhalt:
Ein Mädchen wird von seiner noch jungen Mutter vor dem YMCA abgelegt und von da an von einer Pflegefamilie zur nächsten weitergereicht. Nie kann sie sich lange zu Hause fühlen, nie bliebt sie lange. Bis sie zu einer Frau und ihrer Tochter kommt, bei denen sie sich erstmals geborgen fühlen kann. Doch auch dort merkt sie, wie die zweite Tochter, Lydia- Rose, stets bevorzugt wird. Es kommen Fragen nach ihrer Herkunft auf und das Mädchen begibt sich auf die Suche nach ihrer Mutter, ihrer Geschichte und ihrem zu Hause...

Idee/ Umsetzung:
Ich finde Familiengeschichten immer sehr spannend und diese hier
baut zwar nicht auf einer völlig unbebauten Idee auf, ist aber trotzdem gut umgesetzt. Das Mädchen mit den wechselnden Namen, die meiste Zeit heißt sie Shannon, ist sehr liebenswert und am liebsten möchte man ihr bei ihrer Suche helfen. Durch die wechselnden Standorte lernt man viele verschiedene Schauplätze kennen, was wie schon erwähnt Vor- und Nachteile mit sich bringt. An der ein oder anderen Stelle hätten weniger Beschreibungen gut getan, dafür waren wichtige Geschehnisse rührend und ausführlich beschrieben. Durch die Thematik kann man natürlich weniger von Spannung sprechen. Es ist interessant, das Leben von Shannon zu beobachten und daran teilhaben zu können, aber trotzdem konnte ich das Buch jederzeit beiseitelegen und musste mich häufig aufraffen, weiterzulesen. Vielleicht war es die Thematik, von der ich mir mehr versprochen hatte. Auf jeden Fall war die Umsetzung für mich nicht perfekt und es haperte an einigen Stellen.

Charaktere:
Das Mädchen ist wirklich eine sehr starke Person und handelt so, wie wahrscheinlich jedes Kind es tun würde. Ich fand die Reife des Mädchens beachtlich, schon in jungen Jahren war sie sehr erwachsen. Das kann zum einen daran liegen, dass sie schon so viel erlebt hat und von Leben einiges abbekommen hat, zum anderen wollte die Autorin vielleicht keine kindliche Protagonistin für ihr Buch, sondern eine reife Person, die wenig Gefühle zeigt. Daran habe ich mich keinesfalls gestört. Durch viele Umfelder lernt man auch viele Menschen kennen. Lydia- Rose ist ein spezielles Mädchen. Sehr beliebt, aber auch immer versucht, Shannon zu unterdrücken. Trotzdem sind die beiden auch Freundinnen und Verbündete, von denen Shannon natürlich nicht viele hat. Schon früh so viel Gewalt zu erleben zeichnet und prägt das ganze Leben. Das hat die Autorin sehr einfühlsam in die Charaktere eingearbeitet.

Neben der Suche nach der Mutter gibt es auch immer Abschnitte oder ganze Kapitel, die vom Leben von Yula, Shannons Mutter, vor deren Geburt erzählt. Wie kam es zu der Entscheidung, das Baby abzugeben. Wie sah das Leben ihrer Mutter aus? Was ist geschehen? Diese Passagen geben Antwort darauf und sind eine gute Ergänzung zur eigentlichen Handlung.

Insgesamt mochte ich die Charaktere gerne, wenn ich auch schon deutlich besser ausgearbeitete Figuren in Büchern erlebt habe. Einige dieser Figuren haben nur eine kleine Rolle in dem Buch und selbst diese haben einen Namen und eine kleine Geschichte. Einige Male hat sich die Geschichte so "verrannt", dass über diese erzählt wurde und die Autorin etwas abwich von der Haupthandlung, was manchmal erfrischend, manchmal aber auch störend war. Trotzdem eine besondere Art, mit Charakteren umzugehen und durchaus auch positiv zu sehen.

Ende:
Das Buch hat mich zum Ende hin noch einmal sehr bewegt und mitgerissen. Trotz dieses rührenden Abschlusses werden die vorherigen Störfaktoren natürlich nicht ausgebügelt und im ganzen haben mich schon relativ gravierende Dinge, wie der Stil, nicht ganz angesprochen.

Fazit:
Ein interessantes Buch, welches ganz vom Leser abhängt. Die Rezension kann eigentlich keine Empfehlung oder Entpfehlung sein, da es ganz auf die Stimmung und den Geschmack des Lesers ankommt. Lese ich gerne sehr detaillierte, ausschweifende Beschreibungen und in der Stimmung für ein melancholisches, schwermütiges Buch? Dann würde ich dieses Werk sehr ans Herz legen, da es wirklich schön und traurig zugleich ist. Mir fehlte die Spannung, die Beschreibungen waren mir zu lang und die Charaktere nicht ganz so besonders ausgearbeitet. Deshalb gebe ich nur knappe 3 Sterne.