Hier könnte ich zur Welt kommen - Ausgesetztes Kind auf der Suche ihrer Herkunft

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evelyn Avatar

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Das Buch handelt von einem Mädchen, das als Neugeborenes von ihrer 17-jährigen drogenabhängigen Mutter Yula ausgesetzt wurde. Man begleitet Shannon bzw. Jo wie sie eigentlich heißen sollte auf ihrem Lebensweg, abwechselnd dazu wird aus dem Leben der Mutter berichtet. Man erfährt von den Eltern Yula und Harrison und von dem tragischen Tod des Halbbruders Eugene.
Das Buch gliedert sich in drei Teile. Im ersten Teil wird der schlechte Start Shannons ins Leben, die Aussetzung und das Weiterreichen von Familie zu Familie beschrieben. Manchmal wird sie gut behandelt, doch dies ist meist nicht von Dauer, meistens wird sie vernachlässigt, dann misshandelt und schließlich sogar von einem ihrer Pflegeväter missbraucht. Erst als sie zu Miranda und ihrer Tochter kommt erlebt sie was Familie bedeutet. Einfühlsam werden die Gedanken und Unsicherheiten des ausgesetzten Mädchens geschildert, aber auch die Grausamkeiten der Mitschüler und die Probleme die eigene Kinder bei der Aufnahme von Pflegekindern in ihre Familie haben.
Im zweiten Teil kommt Shannon in die Pubertät und die Phase der Rebellion, es beginnt die intensive Suche nach sich selbst und ihrer Vergangenheit. Sie riskiert hierfür sogar ihre stabilen Familienverhältnisse. Durch die Begegnung und Freundschaft mit Vaughn, der sie als Baby fand, stabilisiert sie sich langsam und kann sich ihrer Umwelt zum ersten Mal wirklich öffnen. Durch diese Offenheit entspannt sich ihr Verhältnis zu ihrer Mutter und Stiefschwester wieder.
Im dritten Teil findet sie schließlich den Mut sich mit ihrer Vergangenheit auseinander zu setzen, mit ihrem Vergewaltiger Julian, ihrem Vater und schließlich auch mit ihrer Mutter.

Geglückt finde ich die Darstellung der Gefühle von Shannon, aber auch der aussetzenden Eltern. Auch an den Eltern geht so eine Kindesaussetzung nicht spurlos vorbei. Den Drogenrückfall des Vaters hätte ich persönlich nicht eingefügt, diese Diskreditierung fand ich überflüssig und hat für die Entwicklung von Shannon keinen entscheidenden Einfluss mehr. Vielmehr wirkt dieser Drogenrückfall nachgeschoben um den Vater nicht zu großmütig und gut dastehen zu lassen.
Deutlich zeigt sich in diesem Buch, nichts ist so quälend wie die Machtlosigkeit und die Ungewissheit, hier die Ungewissheit über ihre eigene Herkunft. Selbst eine schreckliche Wahrheit ist besser zu Verkraften als diese Unsicherheit. Letztlich verändert dieses Wissen auch nichts oder nicht viel an Shannon /Jos Leben, aber es führt dazu, das sie endlich anfangen kann ihr eigenes Leben zu leben.
Eine durchaus geglückte Darstellung eines ernsten Themas, die vermeidet auf die Mitleidsdrüse zu drücken, aber für Verständnis für die Suche von Ausgesetzten nach ihren Eltern wirbt.
Die Suche nach den leiblichen Eltern ist keine Zurücksetzung der Adoptiveltern, sondern ein natürliches, substanzielles Bedürfnis.