Nähe zulassen

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern Leerer Stern
savanna Avatar

Von

Die Neuerscheinung der kanadischen Autorin Marjorie Celona 'Hier könnte ich zur Welt kommen' hatte auf Grund des Coverbildes und der Leseprobe durchaus das Potential zu einem Lesehighlight für mich zu werden. Nach der gesamten Lektüre muss ich die anfängliche Begeisterung jedoch leider deutlich reduzieren.

Shannon ist die Hauptperson dieses Buches, ein Findel- und Adoptivkind, das dem Leser seine eigene Geschichte und zeitglich auch die Geschichte ihrer leiblichen Mutter erzählt. Sie wird als Säugling und Kleinkind von Familie zu Familie gereicht und findet dann als Kind und Teenager eine Art Zu Hause bei Miranda und ihrer Tochter Lydia-Rose. Dennoch kommt in ihr keine Ruhe auf, denn die Fragen nach dem Warum und dem Wer lassen ihre Gedanken fortlaufend rotieren. Warum hat mich meine Mutter verlassen? Wer sind meine leiblichen Eltern? Fragen, die nur allzu natürlich sind, auf die sie jedoch keine Antwort zu finden scheint.

Ich habe meinen Betreff für die Rezension 'Nähe zulassen' nicht umsonst gewählt: Es ist zum einen die Protogonistin, die wegen mangeldem Urvertrauen, fehlender Mutterbindung und Verlust der Bezugspersonen kaum Nähe zulassen kann. Zum anderen spiegelt es aber auch meine Meinung als Leserin wieder, denn ich konnte das Buch leider auch nicht nah an mich ran lassen.

Das liegt zum einen an dem - für so ein sensibles Thema! - recht emotionslosen Schreibstil, zum anderen aber auch an der für mich recht uninteressanten Hauptprotagonistin. Ja, ich bin heilfroh nicht solche Erfahrungen als Findelkind gemacht zu haben. Ja, sie tat mir speziell als Kleinkind passagenweise wirklich sehr, sehr leid. Und ja, es ist ein Thema, wie es leider auch in der Realität vorkommt: Eine junge Mutter verlässt ihr Neugeborenes. Unbegreiflich und doch das Schicksal mancher Menschen.