Realitätsnahe und glaubwürdige Geschichte mit ungewöhnlichem Schreibstil

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Inhalt:
Shannon hat in ihrem Leben schon einiges mitgemacht. Sie wurde von ihrer Mutter kurz nach der Geburt ausgesetzt und danach durch völlig verschiedene Pflegefamilien durchgereicht. Im Alter von fünf Jahren wird sie von der Alleinerziehenden Miranda adoptiert, die bereits eine 5-jährige Tochter hat. Miranda hat zwar nicht viel Geld, aber versucht ihr Möglichstes ihren“ Töchtern“ ein gutes Leben zu ermöglichen. Doch trotz allen Mühen fühlt sich Shannon nie wirklich zuhause, weiß nicht wer sie ist und sehnt sich danach ihre richtige Mutter zu finden. So beginnt sie zu rebellieren und begibt sich auf die Suche nach ihrer Herkunft.

Meinung:
„Hier könnte ich zur Welt kommen“ erzählt eine realitätsnahe und glaubwürdige Geschichte, die das Leben so geschrieben haben könnte. Man durchlebt zusammen mit der Protagonistin Shannon bedeutende Phasen ihrer Kindheit und Jugend. Dabei ist die Handlung an sich wirklich ergreifend und teilweise auch unglaublich traurig. Schon alleine zu lesen, wie Shannon von einer Familie in die andere weiter gereicht wurde, dort jeweils einen anderen Namen bekam und dann endlich Liebe erfährt, sich aber trotzdem nicht zuhause und komplett fühlen kann, ist bewegend. Deshalb ist das Buch wirklich keine leichte Kost und eignet sich eher weniger für Zwischendurch, sondern der Leser muss sich zu einem gewissen Teil darauf einlassen können und wollen.

In einem zweiten Handlungsstrang, der immer wieder geschickt eingewoben wird, erfährt der Leser die tragische Geschichte um Shannons Eltern und wie es dazu kam, dass ihre Mutter sie ausgesetzt hat. Dies bringt auch nochmal eine zusätzliche Spannung in die Geschichte, da der Leser nach den anfänglichen Informationen über Yula (Shannons Mutter) sich doch fragt, wie es dazu kam. So entsteht am Ende eine stimmige und glaubhafte Geschichte, bei der alle wichtigen Fragen beantwortet werden.

Ich muss leider sagen, dass ich mit dem ungewöhnlichen Schreibstil ein wenig meine Probleme hatte. Die Geschichte wird im Präsens erzählt und dabei wird es immer so dargestellt, als wäre Shannon eine Beobachterin ihres eigenen Lebens. Dies hat mich zumeist sehr verwirrt, denn sie berichtet aus ihrem Leben als Säugling, als könnte sie sich an alles erinnern, oder auch über das Leben ihrer Eltern, das sie gar nicht selbst erlebt hat. Dabei ist auch auffällig, dass sie die Geschichte größtenteils eher emotionslos und wertneutral erzählt. Dies hat leider dazu geführt, dass ich mich nicht komplett in die Geschichte einfühlen konnte, weshalb ich oft die vorhandene Tragik nicht ausreichend nachgefühlt habe.

Die Charaktere sind ziemlich klar und eindeutig beschrieben und wirken dadurch real und authentisch. Wie auch die Handlung selbst, kann man sie sich im wahren Leben vorstellen. Und auch wenn Shannon mir nicht immer sympathisch war und ich ihre Handlungen und Taten manchmal missbilligt habe, konnte ich sie doch immer zu einem gewissen Teil verstehen und nachvollziehen. Sie fühlt sich einfach fremd in der Welt und muss ihren eigenen Weg erst finden.
Auch Mirandas Liebe und Fürsorge, ihre Wut und Verzweiflung, sowie Yulas Entwicklung hin zu einer Frau, die ihr Kind aussetzt, werden absolut nachvollziehbar beschrieben.

Fazit:
Eine realitätsnahe und glaubwürdige Geschichte über die langwierige und schwierige Suche nach seinen Wurzeln und der eigenen Identität, die auch nach Beenden des Buches noch etwas nachhallt. Doch leider ist der ungewöhnliche Schreibstil sehr gewöhnungsbedürftig, weswegen viele Emotionen nicht vollständig bei mir ankamen. Am Ende gibt’s 3,5 Sterne, mit der Tendenz zu 4 und eine Leseempfehlung für alle, die gerne realitätsnahe Bücher ohne Kitsch lesen.