Fades Gewohnheitstier mit Himbeerkuchen

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cabotcove Avatar

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Iris ist 38 Jahre alt und schon lange mit Jörg liiert. Die beiden haben festgelegte „Rituale“, so z. Bsp. den Beschnitt seiner Nasen- und Ohrenhaare alle 14 Tage samstags und dass Iris jeden Sonntag Kuchen backt. Es scheint, als sei jeder mit diesem „Arrangement“ zufrieden und glücklich– jedenfalls denkt Iris das...

Und fällt aus allen Wolken, als Jörg ihr unvermittelt nach der Haarschneide-Aktion mitteilt, dass sie ein fades Gewohnheitstier sei und er gar nicht gedenke, den Rest seines Lebens an ihrer Seite zu verbringen. Er brauche etwas Junges, Wildes und eröffnet ihr gleichzeitig, dass er auch schon eine neue Freundin hat, für die er den Platz im Elternhaus benötigt und dass Iris genau zwei Wochen Zeit für den Auszug hat...

Für Iris´ Freundin Emma ein gefundenes Fressen – sie konnte Jörg noch nie leiden und nutzte jede Gelegenheit, ihn schlecht zu machen.
Doch Iris ist verwirrt und weiß nicht wohin mit sich.

Erst Niklas gibt ihr ein wenig Selbstvertrauen zurück. Aber der Erste ist nicht immer der Beste... Da gibt es auch noch Bruno, ihren Vorgesetzten, der schon länger für sie schwärmt und seinen Sohn Felix, der ihr nach einer Magenspiegelung seine Liebe gestanden hat. Narkosebedingt oder wahre Liebe ?

Findet Iris ein neues, wirkliches, dauerhaftes Glück oder bleibt ihr am Ende wirklich nur der Himbeerkuchen ?

Zuallererst fiel mir das Cover auf, das einfach toll gemacht ist. Außergewöhnliche Idee, die zwar nicht direkt auf den Inhalt des Buches verweist, aber optisch auffällt und das kann ja nie schaden.

Die Autorin, die viele Jahre als Psychotherapeutin gearbeitet hat und heute einen Essig- und Öl-Laden mit ihrem Lebensgefährten führt, hat sich mit einem Mal entschlossen, Autorin zu werden laut eigener Aussage. Ein gewagter Schritt – der mich sehr gespannt machte auf den Inhalt ihres Erstlings.

Mit Iris hat sie eine sympathische Protagonistin geschaffen, die mit beiden Beinen im Leben steht, aber dann plötzlich aus allem Bekannten herausgerissen wird bzw. ja eher schon herausgeschmissen und quasi neu anfangen muss - zumindestens privat. Da ich im selben Alter bin wie sie konnte ich Einiges sehr gut nachvollziehen und nachempfinden.

Die Autorin schreibt augenzwinkernd, so dass man Iris´ Neustart auch humorvoll betrachten kann, was mir sehr gut gefallen hat. Bücher, in denen sich die Protagonistin nach dem Verlassenwerden in ein einsames Cottage zurückzieht oder sonstwo erstmal einigelt, nerven mich immer relativ rasch. Bei Iris war das nicht der Fall. Sie hat noch Tatkraft und setzt diese auch um, das ist toll und macht vielleicht sogar den Frauen Mut, die sich in einer ähnlichen Situation befinden.

Ich kann das Buch nur empfehlen und habe es gleich an meine Freundin weitergereicht.

Fazit: eine locker-leichte Lektüre u.a. darüber, wie das Leben sich verändern kann und dass mit jeder geschlossenen Tür eine andere geöffnet wird.